Franziskus

Wie aus den verschiedenen Beiträgen meines Blogs leicht zu erkennen, verbringe ich den großen Teil meiner wachen Lebenszeit vor dem Frensehapparat. Heute Abend habe ich nun im italienischen Fersehen (RAI 3) einen langen und aufschlussreichen Bericht über den aktuell amtierenden Papst (Franziskus) gesehen. Er war (bzw. ist: er läuft noch) vernichtend - allerdings kann ich mich noch nicht so recht entscheiden, für wen: den Papst oder die katholische Kirche?


Deutlich wurde, dass Kirche und Papst im Konflikt liegen, zumindest die hohen politischen Amtsträger, d.h. der Vatikan, auf der einen Seite und Franziskus auf der anderen Seite.


Der Vatikan als Organisation ist offenbar mindestens so korrupt wie zentralasiatische Oligarchien, und der Papst erscheint aus der Sicht dieser Funktionäre (wohl zu Recht) als Kommunist. Er spricht offen über die Korruption der Kirche, den Reformbedarf, geißelt das Weltfinanzsystem usw.


Doch schlimmer noch: Er stellt die unverrückbaren Wahrheiten, die der Kirche als Fundament dienen, in Frage. Er "fördert den Relativismus", feiert die Messe mit Protestanten, obwohl die Reformation "der größte Schaden war, der in der Geschichte dem Christentum angetan wurde" (so der Erzbischof von Astana). Er nimmt - als erster Papst der Geschichte - an allein von Muselmanen organisierten Veranstaltungen teil, trifft sich mit den Führern anderer Religionen (Orthodoxen, Kopten, Buddhisten, Muslims usw.), ohne von denen Unterordnung zu fordern.


Und er lehnt es ab, von islamischer Gewalt im Zusammenhang mit Terroristen zu sprechen, und begründet das damit, dass jeden Tag im Fernsehen von Dutzenden Gewalttaten berichtet wird, die in Italien begangen werden, ohne dass jemnd von christlicher Gewalt sprechen würde...


Er ist als Reformator angetreten, aber er hat innerhalb der Kirche bislang keinerlei Veränderungen herbei führen können. Organisationen lassen sich eben nicht einfach durch Wechsel des Hierarchen verändern...


Franziskus kann einem wirklich leid tun. Wenigstens hat er die Massen der Gläubigen auf seiner Seite, die ihm bei seine Pastoralreisen zujubeln und ihn verehren...


Vielleicht sollten ihm ein paar Organisationsberater (und damit meine ich nicht McKinsey) Unterstützung anbieten - pro bono, sozusagen...