Geld

Die Diskussionen um die durch die EZB ausgelöste Geldschwemme und die damit verbundenen Inflationsängste scheinen mir einen Blick aus einer kommunikationstheoretischen Perspektive wert.


In der Regel wird über das Mehr an Geld so diskutiert, als sei Geld eine Ware, die zum Tausch angeboten wird. Wenn es zu viel davon gibt, dann sinkt der Preis... Und an der Sicht ist ja auch was dran, denn mit Geld wird ja tatsächlich getauscht. Aber trotzdem scheint mir die Waren-Metapher problematisch. Denn Geld ist - systemtheoretisch betrachtet - in erster Linie ein Medium der Kommunikation.


Wenn wir die Metapher des Mediums verwenden, dann treten andere Merkmale und Gesetzmäßigkeiten in den Fokus der Aufmerksamkeit als bei der Metapher der Ware.


Vergleichen wir also mal zur Abwechslung das Medium Geld mit dem Medium Sprache. Worte - das ist ein gravierender Unterschied - sind nicht materiell graifbar wie Geldstücke oder -scheine. Deswegen vergleicht sie auch keiner mit Ware. Doch auch sie werden dazu genutzt, Sinn zu kommunizieren. Bei Geld ist dieser Sinn reduziert auf Wert. Insofern sind Geldscheine als Kommunikationsmittel viel begrenzter als es Worte sind, die viel weitergehende Bedeutungen vermitteln können.


Trotzdem: Schauen wir an, was passiert, wenn ein soziales System mit Worten geflutet wird. Das einzelne Wort verliert dadurch möglicherweise an Bedeutung. Geschwätz. Aber das heißt ja nicht unbedingt, dass es nüztlich wäre, die Menge der verfügbaren Worte zu limitieren oder zu rationieren. Denn dann könnten alle, die meinen, etwas zu sagen zu haben, nicht mehr ausdrücken, was sie wollen. Man könnte nicht mehr miteinander reden, die Konversation würde unterbrochen.


Zu viele verfügbare Worte wären hingegen kein Problem. Man müsste vielleicht genauer hinhören, was das einzelne, inflationierte Wort bedeuten könnte, aber es käme nicht zum Abbruch der Kommunikation.


So ähnlich ist es beim Geld. Wenn zu viel da ist, wird die durch Geld vermittelte Kommunikation zwischen Zahlendem und Zahlungsempfänger, zwischen Käufer und Verkäufer vielleicht beschleunigt, und es wird schließlich vielleicht der letzte Mist noch gekauft/verkauft. Aber, und das ist entscheidend, die Kommunikation - d.h. hier: das Wirtschaften - würde nicht abbrechen. Wenn hingegen zu wenig Geld da ist, dann bricht die Konversation des Geldes ab. Das wäre in jedem Fall weit weniger unterhaltsam, als wenn zu viel Geld zu einer Art geschwätziger Wirtschaft führt.