Geschenke

Seit ein paar Jahren hat sich die merkwürdige Sitte eingebürgert, wenn man andere Leute zu irgendeinem Fest einlädt, deutlich mitzuteilen, dass man keine Geschenke wolle, aber der Gast möge doch bitte spenden für...


Ich habe solch eine Einladung noch nie selbst verschickt, da ich mich - wenn ich schon das ganze Geld für das Essen, den nicht ganz schlechten Wein usw. ausgebe und, was noch wichtiger ist, die Mühe der Vorbereitung auf mich nehme (bzw. mein ständige Begleiterin da mit hineinziehe und inkommodiere), dann freue ich mich auch, wenn ich eine Flasche guten Weins, einen Armagnac oder einen prächtigen Blumenstrauß bekomme.


Irgendwie habe ich als Eingeladener keine Lust, mich zu irgendwelchen Zwangsspenden an wohltätige Vereine verpflichten zu lassen, deren Zwecke ich nicht kennen und von denen ich nicht weiß, ob ich die wirklich gut heissen würde. wenn ich sie kennen würde.


Außerdem handelt es sich hier m.E. um eine unangemessene Triangulation, d.h. aus einer dyadischen Beziehung zwischen Einladendem und Eingeladenem wird eine Dreierbeziehung. Der Einlader verwehrt dem Einngeladenen die Möglichkeit, sich zu revanchieren bzw. wenigstens symbolisch die Symmetrie wieder herzustellen.


Wer seine Gastgeschenke auf diese Art weiterleiten läßt, sagt eigentlich den Gästen: Ihr könnt mir sowieso nichts geben (weil ich so großartig bin bzw. von Leuten wie Euch nichts haben will).