Macron

Seine Gegner, vor allem diejenigen, die Mélenchon gewählt haben, werfen ihm vor, Neoliberaler zu sein. Schließlich war er mal Banker. Das scheint mir eine etwas voreilige Folgerung. Und die deutschen Gegner (CSU und andere, wie etwa der unselige Herr Martenstein, der regelmäßig im "Tagesspiegel" lustige Kommentare zum Weltgeschehen abgeben muss) werfen ihm vor, an das deutsche Steuergeld zu wollen, um fremde Schulden zu bezahlen.


Ich persönlich habe mich nicht nur über sein Wahl gefreut, weil damit Frau LePen als französische Präsidentin verhindert wurde, sondern weil mir mit Macron die Chance eröffnet scheint, ein neues Verständnis Europas zu etablieren, das jenseits der ideologischen Rechts-links-Unterscheidung und ohne nationalistische Nostalgie einen pragmatischen Ansatz der Politik favorisiert, der nüchtern auf die Interessen der Bewohner Europas schaut und keine Wir-die-Anderen-Gegensätze aufbaut. Mit der Globalisierung und Digitatlisierung sind neue Probleme entstanden, die durch alte Rezepte (à la AfD, FN, FPÖ etc.) nicht zu lössen sind. Die Leugnung von Veränderungen führt nie zu neuen Ideen. Macron scheint mir bereit, nach neuen Lösungen zu suchen (auch wenn er noch keine fertigen Rezepte haben dürfte). Er sollte m.E. ideologiefrei das Beste aus linken und rechten Konzepten herauspicken und - dazu könnte ihm die Systemtheorie von Nutzen sein, nebenbei bemerkt - schauen, dass er sich dabei nicht in performative Widersprüche verwickelt.


Er ist angetreten als jemand, der klar und offensiv die europäische gegen die nationalistische Karte gespielt hat, und er hat gewonnen, was grossartig ist. Jetzt gilt es, die europäische Politik so zu verändern, dass der Profit für die Bevölkerung sichtbar wird bzw. dort, wo bislang ihr Schaden lag (z.B. Griechenland), unangemessene und nicht zu rechtfertigende Zumutungen (die Verarmung der griechischen Bevölkerung ist u.a. Folge der deutschen Sparpolitik) beseitigt werden.


Bei diesem Vorhaben wird Macron ein unbequemer Partner der Deutschen sein, liest man überall. Ich kann nur sagen: Hoffentlich!