Mal was Positives über Erdogan

Die Qualität von Führung, sei es eines Unternehmens oder eines Staates, zeigt sich u.a. auch darin, dass man auf Eventualitäten vorbereitet ist, d.h. mit Überraschungen rechnet. Diesem Paradox kann man z.B. dadurch gerecht werden, dass man Worst- oder Best-case-Szenarien durchspielt, Notfallpläne entwickelt usw. und Pläne für die bekanntlich nicht vorhersehbare Zukunft entwirft.


Wenn man unter dieser Perspektive die britische und die türkische Regierung bewertet, dann hat die Regierung Cameron ein schlechtes Bild abgegeben: Sie war nicht darauf vorbereitet, dass im von ihr selbst angezettelten Referendum für den Brexit gestimmt wird. Deswegen wird jetzt der Zeitpunkt für die EU-Kündigung herausgezögert, um Pläne und Konzepte zu entwickeln. Ein Planungsversagen, dass angesichts der Tatsache, dass es beim Referendum um eine Entweder-oder-Entscheidung ging und die Möglichkeiten, mit denen gerechnet werden konnte, unverzeihbar erscheint.


Ganz anders die Regierung Erdogan. Putschversuche sind ja meist überraschender als Referenden. Doch schon wenige Stunden nach dem Scheitern des Putsches - an manchen Orten wurde noch geschossen - hatten Erdogan & Co. die Listen für die abzusetzenden Staatsanwälte und Richter bereit - mehr als 2700. Und auch die Liste der 6000 zu Verhaftenden war fertig. Ist das nicht großartig?  Wer sonst ist schon so gut auf ein "Gottesgeschenk" vorbereitet? Unvorstellbar, wie lange die Briten für so etwas gebraucht hätten - wenn sie es denn überhaupt mit ihren antiquierten, ausgesprochen langweiligen Prozeduren geschafft hätten...