Männliche Identität

Im Tagesspiegel vom Sonntag war ein Artikel von Caroline Fetscher (sie schreibt wirklich gute Artikel über relevante Themen und ist insofern sicher ein Grund, diese Zeitung zu lesen) zum Thema "Geschworene Jungfrauen".


Sie berichtet da über ein Phänomen, das seit ca. 500 Jahren in Albanien zu beobachten ist. Frauen entschließen sich, ein Männerleben zu führen. In einer patriarchalischen Gesellschaft, in der Frauen als "Sack, der einstecken muss" definiert sind, ist dies die einzige Möglichkeit, diesem Frauenschicksal (= Sackgasse) zu entkommen.


Ihre Wahl einer anderen Geschlechtsidentität ist sozial akzeptiert, da dadurch der immer mal wieder auftauchende Mangel an Männern ausgeglichen werden kann.


Diese Frauen haben eine klare männliche Identität. Sie arbeiten wie Männer, leben wie Männer, reden wie Männer und sehen nach einiger Zeit auch aus wie Männer (Physiognomie). Eine Fotografin hat eine Reportage über diese Frauen gemacht, die offenbar Anlass des Artikels war.


Ein Beleg dafür, dass die individuelle Identität kommunikativ hergestellt und erhalten wird und das biologische System, z.B. der Gesichtsausdruck, sich dieser sozialen Definition anpasst.


Mich hat dieser Artikel auch an manche Karrierefrauen erinnert, die sich für eine männliche Identität entschieden haben, um in deutschen Konzernen - sozialen Systemen, die es in ihrem Patriarchalismus ohne Mühe mit Albanien aufnehmen können - Karriere machen zu können.


Wenn man das nicht will, bzw. wer das nicht will, kann nur auf die Einführung einer Frauenquote in deutschen DAX-Vorständen setzen.