Obama 2.0

Es ist ja nicht sehr wahrscheinlich, dass Präsident Obama meinen Blog liest (zumindest nicht regelmäßig), aber seine Inaugurationsrede, die er zu Beginn seiner zweiten Amtsperiode gehalten hat, zeigt, dass er sich meine Kritik an seiner bisherigen politischen Strategie zu Herzen genommen hat.


Bislang versuchte er in bester therapeutischer Neutralität, über den Parteien schwebend Konflikte zu moderieren. Da er von der Republikanischen Parteil bzw. deren lautstarken radikalen Vertertern (z.B. Tea-Party) zum Erzfeind erklärt und als solcher mit allen Mitteln bekämpft wurde, klappte das nicht so, wie sich der naive Sozialarbeiter das vorstellt. Denn, ob man als neutral akzeptiert wird, entscheiden immer die anderen...


Jetzt endlich scheint er zu merken, dass er parteilich sein und für die Ziele derer, die ihn gewählt haben, kämpfen muss. Wer seine Verhandlungen schon mit einer Kompromisslösung oder aus einer neutralen Position heraus beginnt, wird dem Gegener immer mehr zugestehen, als es im Sinne eines balancierten Interessenausgleichs angemessen wäre. Das führt dann dazu, dass sich die "eigenen Leute" verraten fühlen. Neutralität der Ergebnisse und tragfähige Kompromisse sind eben meist nur dann erreichbar, wenn die "feindlichen" Positionen klar und unmißverständlich verteten werden, so dass sie verhandelt werden können. Wenn man in der Mitte beginnt, dann wird es einseitig...


Man sollte dies das Obama-Paradox nennen.