Säuseln

Es gibt ein Art, seine Stimmbänder zu benutzen, die ich persönlich nur schwer ertrage. Das Ergebnis ist ein scheinfreundliches, auf mich aber höchst aggressiv wirkendes Säuseln. Man hört es nur bei einem bestimmten Typus von Männern, und es geht offenbar auf eine bestimmte Art der katholischen Sozialisation zurück. Es ist die Weise heiligen Sprechens, wie man sie bei Josef Ratzinger, Bert Hellinger und Eugen Drewermann studieren kann.


Ich will hier niemandes religiöse Gefühle verletzen, aber ich persönlich glaube Menschen, die so sprechen, einfach nichts - nicht mal, wenn sie mit mir in der Sonne stehen und berichten, es sei gerade gutes Wetter.


Das sagt natürlich mehr über mich als über diese Leute aus, aber es gibt für mich ein Lügen des Tonfalls, und das scheinen mir die genannten Herren zu praktizieren. Wenn man den Inhalt ihres Sprechens und den Tonfall vergleicht, dann verbirgt sich hinter der Weichheit der Stimme ein stahlharter, normativer Herrschaftsanspruch (wobei ich dies der Fairness halber in Bezug auf Eugen Drewermann relativieren muss, da ich mich nicht erinnere, was er jemals gesagt hat, und nie etwas von ihm gelesen habe). Im Zweifel, so mein Eindruck, werden keine Gefangenen gemacht.


Wer durch solch einen säuselnden Tonfall seine Liebheit so offensichtlich vor sich her trägt, der kann nichts Gutes im Schilde führen. Wahrscheinlich gewinnt man ja durch das ständige Hören der eigenen, vor Friedensliebe strotzenden Stimme die nötige Selbstgewissheit, um radikal und bar jeder Selbstkritik agieren zu können.