Shareholder Value

Als eine der blödesten (ich liebe diesen Begriff, weil er so klar ausdrückt, worum es geht) Ideen von Wirtschaftswissenschaftlern - die begeistert von den entsprechenden Interessenvertretern aufgenommen und gepredigt worden ist - hat sich inzwischen das Konzept herausgestellt, Management-Entscheidungen am Shareholder-Value zu orientieren. Der Gedanke ist so schlicht wie falsch: Wenn alles daran gelegt wird, den Aktienkurs eines Unternehmens zu steigern, dann profitieren alle davon - auch der Kunde, der Mitarbeiter, der Staat usw.


Warum das so sein sollte, hat mir persönlich noch keiner plausibel erklären können, und es gibt auch keinerlei empirische Bestätigung für diese Ideologie. Trotzdem hat sie in den letzten 20 Jahren die Managementmoden bestimmt - nicht nur in den USA, sondern auch hier.


Ein gutes Beispiel dafür ist heute in den Zeitungen zu lesen: Die großen Ökonzerne wie Exxon, BP, Shell etc. haben in den letzten Jahren unendlich viel Geld verdient. Doch statt den Großteil ihres Gewinns in die Exploration neuer Ölfelder zu stecken oder die Entwicklung alternativer Energiequellen - was ihre Zukunftsfähigkeit gesteigert hätte -, haben sie das meiste Geld in Aktienrückkauf-Programme gesteckt. Dafür sind 200 Milliarden Dollar ausgegeben worden, für die Exploration nur 40 Milliarden.


Ziel solcher Aktienrückkäufe ist es, den Markt-Wert der verbleibenden Aktien zu steigern. Aber es ist natürlich albern, anzunehmen, dass dadurch auch der Wert des Unternehmens gesteigert würde. Ganz im Gegenteil, im Blick auf die Zukunft nimmt sich jedes Unternehmen, das so etwas tut, die Möglichkeit zu investieren, vorzusorgen, innovativ zu werden usw.


Das nenne ich blöd.