Trump-Desaster

Da ich eine Woche nicht in Deutschland war und am Handy prinzipiell keinen Blog schreibe, sind mir natürlich viele Gelegenheiten entgangen, mich hier über die Entscheidungen Donald Trumps auszulassen. Es war so viel, dass ich mich nur auf einer allgemeinen Ebene dazu äußern kann.


Dass hier ein Geschäftsmann agiert wie ein (nur bedingt seriöser) Geschäftsmann, scheint mir deutlich.


Er trifft - mehr oder weniger intensiv beraten, zu einem großen Teil aus dem Bauch heraus - seine persönlichen Entscheidungen. Das kann ein Unternemer tun, wenn es sich um sein eigenes Unternehmen handelt, denn er scheint dafür niemandem Rechenschaft zu schulden. Er kann auch Loyalität von seinen Mitarbeitern/Angestellten fordern. Sein Ziel ist - vielleicht nur unter anderem - den Gewinn zu maximieren oder wenigstens auf einem Niveau zu erhalten, dass das Überleben des Unternehmens nicht gefährdet wird. Er denkt in Konkurrenz-Beziehungen und Deals. Dabei scheint derjenige der beste Dealmaker, der für sichselbst/seine Firma das Optimum heraus holt und ein Minimum an Gegenleistungen erbringt. Es geht dabei um Machtbeziehungen: Wer braucht den anderen mehr bzw. wer ist in seiner Funktion für den Anderen weniger austauschbar als umgekehrt? Wer am längeren Hebel sitzt, gewinnt. Es gibt Gewinner und Verlierer ("loser"). Und, last but not least, es geht ums Verkaufen, um Image, ums Eindruckschinden, weil ja nie nur ein Produkt verkauft wird, sondern der Bedeutungshof ("great", "greatest in history"), der um es gebaut wird... Es geht nicht um Wahrheit, Ehrlichkeit, Anstand, Menschlichkeit, Klugheit, Fairness etc., es sei denn, sie lassen sich als Verkaufsargumente nutzen.


Das scheint mir auf eine Kurzformel gebracht, die Grundlage der Entscheidungen Trumps in der letzten Woche. Hinzu kommt noch, dass im Immobiliengewerbe nicht zufällig so viele große und kleine Kriminelle unterwegs sind. Denn es geht meist nicht darum, dauerhaft gute Kundenbeziehungen aufzubauen, sondern mehr oder weniger um einmalige Deals. Da kann man seinen Kunden und Lohnarbeiter abzocken, denn der wird nicht gleich morgen wieder bei einem einkaufen oder bei einem arbeiten...


Doch Politik funktioniert so nicht (dauerhaft). Denn die Bürger eines Landes sind keine zur Loyalität verpflichteten Mitarbeiter, die man feuern kann, wenn sie nicht spuren. Sie sind nicht mal Kunden. Sondern sie sind die Eigentümer, und die Politiker sind die auf Zeit Angestellten. Und es geht auch nicht um einmalige Deals zwischen Ländern, sondern um Dauerbeziehungen. Das ist einer der Gründe, warum Top-Manager in der Politik regelmäßig scheitern. Sie leben im unpassenden Paradigma.


Zu hoffen ist, dass der interne amerikanische Widerstand gegen Trump wirksam werden kann, bevor Trump größeren Schaden anrichten kann. Allerdings bin ich skeptisch. Denn er scheint ja finster entschlossen, die Regularien von Checks and Balances, die in der US-Demokratie die Macht des Einzelnen begrenzen, möglichst schnell nach dem Vorbild anderer Autokraten außer Kraft setzen zu wollen. Da er von opportunistischen Karrieristen der Republikanischen Partei unterstüzt wird, könnte er damit ziemlich weit kommen, ist zu befürchten...


Um auch noch ein positive Perspektive zu ergänzen (mehr eine Hoffnung als eine Gewissheit): Die Euroopäer könnten die Nutznießer dieser Politik-Karikatur werden. Sie könnten sich enger zusammen schließen, um die bereits vorhandene Gegenmacht, die durch die EU entstanden ist, zu nutzen. Sie könnten sich ihrer westlichen kulturellen Werte, die von den Trumpwählern nicht sonderlich hoch gehalten werden (weiss jeder, der schon mal im mittleren Westen der USA in einem Waffengeschäft war), bewußt werden und endlich der Leistung, die durch die Europäische Union erbracht wurde, die verdiente Anerkennung gewähren - und für sie eintreten und um ihren Erhalt kämpfen.