Trumps Meise

Es ist ein paar Monate her, da habe ich hier in einem offenen Brief den Kollegen Maaz kritisiert, weil er Angela Merkel per Ferndiagnose eine psychiatrische Diagnose an die Backe geklebt hatte. Das halte ich persönlich für unproffessionell. Auch in Bezug auf Donald Trump scheint mir solch ein Gebrauch von Diagnosen nicht angebracht.


Es gibt für mich zwar keinen Zweifel, dass er eine Meise hat, eine Klatsche, bescheuert handelt, ein Rad ab hat, nicht alle Tassen im Schrank - aber all das sind keine Diagnosen, die eine Krankenkasse akzeptieren würde, sondern Beschimpfungen, wie man sie eben Leuten zukommen lässt, denen man lieber keine Verantwortung überträgt, von denen man keinen Gebrauchtwagen oder in diesem Fal eine Immobilie kaufen würde, und die man lieber nicht mit der Hand am Auslöser eines Atomkriegs wüsste. Dieses oder ein ähnliches Urteil kann man sicher auch über die Wähler Trumps fällen (ohne die würde er weiterhin nur seine fragwürdigen Immobiliendeals machen müssen) - aber auch deren Fall ist kein psychiatrischer Fall, sondern schlicht und einfach alltägliche Idiotie, die einer soziologischen und/oder politischen Erklärung bedarf, keiner psychiatrischen Behandlung.


Obwohl ich mir selbstverständlich ein Urteil über Donald Trump erlaube, so werde ich mich dabei doch nie auf meine psychiatrische Expertise berufen, sondern mich weiterhin mit der des einfachen Staatsbürgers begnügen. Alles andere wäre m.E. unprofessionell (wie das Verhalten von Herrn Maaz). Die Auseinandersetzung mit Amtsträgern wie Trump (oder auch Merkel) muss wohl oder übel politisch geführt werden...


(zum Thema auch der unten stehende Link)


Quelle: Psychiater kritisieren Ferndiagnosen zu Donald Trump