„Hau-den-Lukas“ - oder: die Hassenden und die Liebenden

Das Zitat „….and the Oscar goes to Steinbrück“ stammt natürlich nicht von mir, wie einige eventuell dachten. Es entstammt dem Shitstorm, der über Steinbrück ausgekippt wurde.


„Der Steinbrück ist ja zu einem Fünfjährigen regrediert“ heißt es weiter in einem späteren Forenbeitrag. Beiträge wie diese sind vielfach mit einer Kritik an der psychologischen Betrachtung eines solchen Phänomens, wie den Steinbrückschen Tränen, verknüpft. Dass sich ein Psychologe überhaupt erdreisten würde, sich hierzu zu äußern, entrüstet man sich. Als wäre die Psychologie verwerfliches Teufelszeugs.


Alles sei doch ein „politisches Schmierentheater“, das man nur mit politischen Argumenten bekämpfen könne und entlarven müsse. Eben nicht mit Psychologie. Steinbrück sei selbstverliebt, dadurch sogar noch schlechter als Schröder, über den man dann eben auch noch einmal herfährt.


Worum geht es bei diesen“ Hau-den-Lukas“ Schlägen? Bei die Seitenhiebe auf die Psychologie?


Auf der Kirmes bemühten sich früher, heute gelegentlich gibt es immer noch vereinzelt einen „Hau-den-Lukas“, vor Kraft strotzende junge Männer  durch einen einzigen Schlag die Bewunderung der Umstehenden zu gewinnen. Durch einen Schlag mit einem wuchtigen Holzhammer auf einen im Holzblock verankerten Metallzapfen, der dann entsprechend der Wucht des Schlages, ein kleines Metallstück, befestigt an einer senkrecht stehenden Holzlatte,  in die Höhe schießen lässt. Bei einem meisterlichen Schlag wird eine Art Glocke berührt, die dann durch einen lauten Klang den Siegerschlag krönt. Bei einem solchen Schlag kann man sich der Bewunderung der Umstehenden gewiss sein.


Der bewundernde Aufschrei der Menge treibt dann einen andern Mann sofort dazu, den schweren Holzhammer zu ergreifen, um sich auch zu versuchen. Um auch einen solchen Jubelschrei zu erzeugen.


Das hatte noch was. Das war Spaß. Das war noch Wettbewerb in der kleinen Arena der lokalen Kirmes. Und das war oft doch ein gemeinsames Erlebnis, das anschließend beim Autoskooter oder ausgiebig mit Bier gefeiert wurde.


Was ist der Unterschied zwischen dem „Hau-den-Lukas“ und einem Feedbackforum? Nun, ersteres lockt die (vielfach männlichen Säfte) und Kräfte, feiert sich selbst durch die wechselnden Jubelschreie und mündet doch eher in ein Gemeinsamkeitserlebnis, das dem weiteren heiteren Gang über die Kirmes keinen Abbruch verleiht.


Feedbackforen, und damit meine ich die derzeitige Praxis in den Feedbackforen, schwelgen hingegen in der Illusion von Meinungsfreiheit und Authentizität der eigenen Meinung. Im Unterschied zum „Hau-den-Lukas“ schlägt man sich aber selbst und nicht besagten Holzklotz. Man erzeugt ein mediales Echo, analog zur lauten „Hau-den-Lukas-Glocke“. Ein Echo, das umgehend die Geister im Forum  scheidet. Es gibt dann nur noch die Hassenden und die Liebenden. Entweder haut man drauf oder man ergeht sich in Liebes- und Fanschwüren.


Während beim "Hau-den-Lukas" ein Kirmesschausteller verdient und nach Feierabend mit seiner gefüllten Geldbörse zufrieden nach Hause geht, besteht der Verdienst der Medien darin, am nächsten Tag, sich besagte Hassenden und Liebenden vorzuknöpfen, um darüber scharfzüngig zu berichten und.............


The same procedure as every year (or every day).