„Nein ist Nein“ und „Ja ist Nein“

Was ist es nun? Was stimmt? Was und wie wird‘s praktiziert? Oder doch wieder ne geschickte Mogelpackung in Sachen Selbstbestimmung?


Die Änderungen im Sexualstrafrecht legen fest, dass eine Frau über sich und ihren Körper und ihre Sexualität frei entscheiden kann. Die eigene Verfügung über sich selbst ist seit der jüngsten Gesetzesänderung ein hohes, kostbares Gut. Wer es noch nicht wusste, weiß es jetzt endlich.


So gut, so schön. Man könnte aber auch sagen, so gut so schlecht. Blickt man nämlich mal mit einem anderen Auge auf das, was aktuell gehypt wird.


Seit einiger Zeit haben wir engen Kontakt zu einer Flüchtlingsfamilie aus Mali: Vater, Mutter und drei Kinder. Der Asylantrag ist gestellt, aber noch nicht entschieden.


Das dritte Kind sollte eigentlich nicht mehr geboren werden, zumal die Belastung für die junge Familie zu groß ist, ebenso wie die unsichere Zukunft in Deutschland?


Die junge Mutter will sich daher sterilisieren lassen, um einer möglichen, zukünftigen Schwangerschaft vorzubeugen. Es ist ihr sowie ihrem Mann völlig klar, dass sie keine Kinder mehr haben wollen. Drei sind genug.


Jetzt beginnt aber die Odyssee durch die ärztlichen Praxen in Deutschland, durch die Kliniken, durch diverse Beratungsstellen. Die junge Frau musste dabei die Erfahrung machen, dass niemand, aber auch wirklich niemand, eine Sterilisation auf ausdrücklichen Wunsch der Frau vornehmen wollte. Die Frau sei zu jung (sie ist 28 Jahre alt). Sie würde später doch ihre Meinung ändern und dann sei es nach einer Sterilisation zu spät, hieß es unisono.


Die junge Frau will keine Antibabypille nehmen, weil sie auf ihren natürlichen Hormonhaushalt achten will. Also, so frage ich mich, wie steht es denn nun um die freie, zu respektierende Entscheidung über den eigenen Körper?


Ihr Ja zur Sterilisation rief eine erdrückende Flutwelle von ärztlichem Nein hervor. Man könne dies allein schon aus ethischer Sicht nicht verantworten. Die Frau solle doch andere Mittel nutzen, um ihre Gebärfähigkeit für die Zukunft und einen wohl zu erwartenden Sinneswandel zu sichern.


In einem solchen Moment wird die Doppelzüngigkeit des vermeintlich hohen Gutes „Nein ist Nein“ als Respekt vor der weiblichen Selbstbestimmung über den eigenen Körper deutlich. Gibt es doch schon für 18-jährige Mädchen die Möglichkeit ihre Brüste vergrößern oder verkleinern zu lassen, sie mit Silikon zu füllen, die Lippen mit Hyaluron anzureichern und fülliger zu gestalten, Falten mit Botox zu glätten Aber wenn es um die (Selbst-) Bestimmung ihrer Sexualität und Fruchtbarkeit geht, fährt Frau vor eine ärztliche, unüberwindbare Mauer.


Sind Frauen etwa doch (nur) Gebärmaschinen, die eine politisch gewollte Geburtenrate sichern?