Psycho-Politics Part III, oder: worin besteht der Unterschied zwischen Psychotherapie und Hetzkampagne?

Besagte Politikerin und Initiatorin der Unterschriftenkampagne gegen Homosexualität (siehe Part I und II) war selbst lange in Psychotherapie. Wenn ich es recht verstanden habe, sogar auch in einer 4-jährigen Ausbildung. Ihre Therapeutin / Ausbilderin, die die damalige Lage der Psychotherapie in Deutschland gut kannte, hielt über lange Zeit, zumindest während der Behandlung / Ausbildung besagter Initiatorin ihre eigene Homosexualität geheim. Sie lebte über lange Zeit in einer Ehe mit eigenen Kindern und ließ sich erst jüngst scheiden. Jetzt lebt sie (bezogen auf Deutschland) offen ihre lesbische Beziehung. Nicht in Kroatien.


Mir wurde ferner von verschiedener Seite berichtet, dass damals Sexualität explizit kein Thema in der Ausbildung von Psychotherapeuten war. Zumindest an besagtem Ausbildungsinstitut.


In all den Ausbildungsgruppen, die ich seit mehr als 8 Jahren in Kroatien kennen gelernt habe, war das offiziell auch der Fall. Insoweit passt zynischer Weise ein solches Curriculum wohl in die Landschaft Kroatiens. Und man könnte fast schon sagen, dass die Therapie (Ausbildung) besagter Kampagnenleiterin eine passende "Vorbereitung" für das Referendum war.


Therapie, wenn sie sich nicht auch als gesellschaftliche, politische Kraft versteht, läuft sonst Gefahr, Wegbereiter oder gar Steigbügelhalter für reaktionäre gesellschaftliche Entwicklungen zu sein. Ein diesbezüglicher Diskurs sollte auf jeden Fall fester Bestandteil des Curriculums von therapeutischer Ausbildung sein.


Mit ein wenig Wehmut aber auch Hoffnung erinnere ich mich an die Schriften aus der Sexpol-Bewegung, die wir im Studium Anfang der 70er Jahre mit Begeisterung gelesen und durchgearbeitet hatten. Sie sind heute mehr denn je aktuell.