Sexkaufverbot ist Vereinsmeierei

Europa debattiert seit einigen Wochen über das Sexkaufverbot. Nämlich darüber, Freier für den Kauf von Sex zu bestrafen. In Schweden gibt es schon seit Jahren ein entsprechendes Gesetz. Die Bundesregierung ist damit befasst, das Gewerbe stärker zu reglementieren, aber kein Sexkaufverbot auszusprechen.


Schwedische Politiker sagen, dass es zwischen Staat und Individuum ein Verhältnis gibt, das man „kommunitär“ nennen kann. Also findet das Sexkaufverbot offensichtlich in der schwedischen Bevölkerung einen starken Rückhalt.


Der schwedische Staat stehe „für kollektive moralische Prinzipien und entscheidet, welche Lebensentwürfe erstrebenswert sind“. In Deutschland würde man eher eine „autonome“ Haltung favorisieren. Der Staat mischt sich nicht ungebeten in die Lebensentwürfe der Menschen ein, „außer man kommt anderen in die Quere“.


Hier ein Beispiel für Schweden: auch wenn die Politessen streiken, parken die Autofahrer stets ordnungsgemäß und füllen pflichtbewusst die Parkuhren.


Das mit dem Sexkaufverbot hört sich plausibel an und liegt bestimmt auf der Kampflinie von Alice Schwarzer, „Emma“, und auch Anderen. In Schweden hat sich zudem noch, und dabei ist die kommunitäre Einstellung der Menschen nicht ganz schuldlos, ein stabiler Wohlfahrtsstaat entwickelt.


Würde Karl Kraus noch leben, würde er gewiss mit den Worten schmunzeln: „die ungefährliche Vereinsmeierei ist der Ausweg der an sich selbst verzweifelnden Dummheit, die erst in der Bestätigung des Ebenbildes ihren Halt findet und erst in der Übereinstimmung gleicher Einstellungen ihres individuellen Werts bewusst“. (in der Sylvesterausgabe der „Fackel“ 1907)