Wie Phoenix aus der Asche

Jetzt ist er endlich wieder da. Wer geglaubt hatte, dass er bei seinem letzten Abgang endgültig von der Bildfläche verschwunden sei, wird durch die aktuellen Fakten eines „Besseren“ belehrt.


So, wie man es von einem galanten Italiener erwarten könnte, verkündet er zunächst die Verlobung mit seiner 27-jährigen, attraktiven, jungen Aktivistin. Chefin eines Fanclubs. Er, einige haben es gewiss inzwischen bereits erraten können, er, der politische Maestro oder auch politische Zyklon wie Pallaver und Berghold ihn bezeichnen, ist ein halbes Jahrhundert älter.


Aber was soll’s. Italien liebt solche Geschichten. Italien liebt die politische Augenwischerei und Italien will sich offensichtlich erneut von Berlusconi zu einem, diesmal gewiss sehr waghalsigen, politischen Richtungswechsel verführen lassen.


Berlusconi ist ein Meister des politischen Marketings (Pallaver und Berghold). Berlusconi lebt von der hochgradigen Personalisierung: Sachthemen treten in den Hintergrund und politischer Auftritt wird zur „sportlichen Dramatisierung“.


Berlusconis Persönlichkeitskult lebt von glamourösen, heldenhaften Inszenierungen, seine (Bilder-)Sprache ist klar und von kurzen, knappen Sätzen getragen. Mit seinem unermüdlichen Lächeln versüßt und verklärt er nonverbal all das, was Kritiker ihm vorhalten, was die politischen Gegner ablehnen und was ihm als einen Rechtspopulisten auszeichnen könnte.


Seine politische Botschaft ist insoweit magisch, d.h. nonverbal, als er durch verbale Zauberformeln die tief in der Emotion verankerten projektiven Identifikationen vieler Menschen in Italien zu befriedigen sucht.


Menschen basteln sich aber auch ihr eigenes Bild vom Politiker. Das Bild, das sie selbst unbewusst brauchen. Man schaut hin und ist gefangen, oft gefangen im ersten Eindruck. Und begreift nicht, dass man sich ja selbst im Spiegel sieht.


Bekanntlich prägt dieser erste Eindruck die Beziehungschemie zum Gegenüber.


Ähnlich wie andere Rechts-Populisten, ich denke dabei z.B. an Jörg Haider, schlüpft Berlusconi in unterschiedliche Rollen und bedient besagte Projektionen und emotionale Milieus in der italienischen Gesellschaft. Die Gefahr selbst soll durch das attraktive Lächeln seiner Verlobten und durch seine Zauberstab-Magie kaschiert werden. Nicht nur kaschiert, sondern in eine magische Aufbruchstimmung gewandelt, die ihm, einer Welle gleich, zu einem erneuten Sieg verhelfen soll.


Sich an Berlusconi abzuarbeiten gelingt wahrscheinlich nur entweder durch die märchenhafte Vorgehensweise des kleinen Jungen im Märchen „Des Kaisers neue Kleider“. Rief dieser als Einziger doch, dass der Kaiser nackt sei. Oder es gelingt dadurch, dass man sich selbst als Politiker zur Identifikation anbietet.


Nur wer wagt dies schon.