Kann Medienkonsum das Familienleben bereichern?
Der Umgang mit Unterhaltungs- und Kommunikationsmedien ist in Familien heute unvermeidlich, fast ebenso unvermeidlich wird er auch immer wieder zur Quelle von Stress und Streitigkeiten. Wie viel TV- und Online-Zeit ist sinnvoll, wann wird sie zu einer Störung des Familienalltags oder behindert die Entwicklungschancen der Kinder? Für die meisten Eltern ist die Beantwortung dieser Frage eine Gratwanderung. Verbindliche Richtlinien sind kaum zu finden.

Soeben hat die Vereinigung der amerikanischen Kinderärzte (American Academy of Pediatrics)  neue Richtlinien zum Medienkonsum veröffentlicht. Danach sollen Kleinkinder bis 18 Monate weder passiv noch aktiv Bildschirmen ausgesetzt werden. Eingeschaltete Geräte, zum Beispiel während des Fütterns, könnten Stress und sogar Schlafstörungen bei den Babys verursachen. Für Kinder bis fünf Jahre empfehlen die Mediziner eine Stunde Medienkonsum pro Tag unter Aufsicht von Erwachsenen. Wie viele Stunden für ältere Kinder nach Abzug von Schlafens-, Schul-, Spiel- und Sportzeiten zuträglich sind, lässt die Empfehlung weitgehend offen.

Deshalb beschäftigt sich Detelf Scholz in seinem neuen Buch „#Familie – Entspannter Umgang mit digitalen Medien“ erst gar nicht mit der Vorstellung, Kindern mittels rigoroser Zeitkontingente Medienkompetenz antrainieren zu können. Er betrachtet den verantwortungsvollen Umgang mit Handy, Tablet und Co als eine Aufgabe der gesamten Familie. Für den Autor ist „Medienzeit“ ein berechtigter Teil des Familienlebens unter anderen. Sie bemisst sich nicht absolut, sondern wird je nach Entwicklungsstand, Nutzen und Bedürfnissen, sowie nach vielen anderen Gesichtspunkten des Zusammenlebens frei ausgehandelt und gleichberechtigt gegeneinander abgewogen. So kann die Verhandlung über digitale Themen sogar dazu beitragen, in den Hintergrund gedrängte Familienbedürfnisse wieder hervortreten zu lassen und von Neuem wertzuschätzen.

Carl-Auer-Literaturtipp:
Detlef Scholz: „#Familie – Entspannter Umgang mit digitalen Medien“ Jetzt im Handel! 
Detlef Scholz: „Systemische Interventionen bei Internetabhängigkeit“