„Von stillgelegten Bergwerken und unvollständigen Puzzeln“
In der neuen Ausgabe der „Familiendynamik“ 1/2018 schildert Rudolf Klein, systemischer Therapeut mit Arbeitsschwerpunkt Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit, seine Arbeit mit einem 53-jährigen Klienten. Kleins Fallbeschreibung ist auch deshalb bemerkenswert, weil der Arbeitgeber seines Klienten, diesen wegen seiner  Alkoholprobleme nicht einfach relegiert hatte, sondern ihm eine systemische Therapie bei Rudolf Klein vorschlug und auch die Kostenübernahme in Aussicht stellte.

Bereits diese Schilderung eines wertschätzenden Arbeitgebers führt den Leser sehr gut an den besonderen Ansatz Kleins heran. Von Anfang an ist der Blick des Therapeuten auf das soziale Umfeld des Klienten gerichtet. In diesem Fall erwiesen sich die Beziehungsdynamiken zwischen Mitarbeiter und Chef als äußerst günstig für den weiteren Therapieverlauf.

Klein gewährt wichtige Einblicke in die Klientenkommunikation und die sich abzeichnenden Therapiefortschritte. Schnell wird klar, dass seine Methode einer Navigationshilfe ähnelt, mit der er sich gemeinsam mit seinem Klienten an dessen belastenden biografischen Daten entlang bewegt. Auf strenge Reglementierungen und Abstinenzgebote, die in vielen institutionellen Einrichtungen alltäglich sind,  verzichtet Klein.

Die Fallbeschreibung führt anschaulich in Methoden ein, die Rudolf Klein  in „Lob des Zauderns“ und zuletzt  in „Alkoholabhängigkeit“ (zusammen mit Gunther Schmidt) dargelegt hat. Eine Rezension von „Alkoholabhängigkeit“ ist außerdem auf Seite 91 der Januar-Ausgabe der Familiendynamik zu lesen.

Carl-Auer-Literaturtipps:
Rudolf Klein: „Lob des Zauderns – Navigationshilfen für die systemische Therapie von Alkoholabhängigkeiten“
Rudolf Klein, Gunther Schmidt: „Alkoholabhängigkeit“