150 Jahre SPD

Es gibt sie noch, aber sie mickert irgendwie dahin, die SPD.


Sie gehörte ja nie zu den Lieblingen der Deutschen, war eigentlich immer die geborene Oppositionspartei. Einzige Ausnahme war wohl die Zeit, als Helmut Schmidt Kanzler war, aber von dem wurde ja immer gesagt, er sei in der falschen Partei.


Regierungsfähig wurde die SPD in der Bundesrepublik erst, als sie - Godesberger Programm - von der Idee des Klassenkampfes Abschied nahm. Doch die Freund-Feind-Unterscheidung ist ja die Grundlage jeder Art von Politik. Wenn man den Feind aufgibt, dann kann man Identitätsprobleme entwickeln. Wenn nicht Kampf, dann Reform, war die rettende Idee.


Und das ging ja auch lange Zeit ganz gut. Bis zur Agenda 2010, wo die Interessen der "Arbeiterschaft" (gibt es die eigentlich noch?) missachtet wurden. Der Genosse der Bosse, war Kanzler, und seine Reformen waren nicht wirklich im Sinne der Unterprivilegierten dieser Gesellschaft. Das hat wieder mal zur Spaltung geführt, wie ja schon früher in der Geschichte der Partei. Die "Linke" wurde gegründet: halb alte SPD, halb alte SED. Und die ist wieder die alte Oppositionspartei. Keine Identitätsprobleme, klare Freund-Feind-Unterscheidung.


Das Problem mit dieser Unterscheidung, die ja der Rechts-links-Unterscheidung entspricht, ist, dass sie zu schlicht ist. So einfach funktionieren soziale Systeme eben nicht, dass klar ist, wer die Bösen sind und wer sich ändern muss. Den Reichen das Geld weg zu nehmen, sorgt eben leider nicht wirklich dafür, dass die Armen nachhaltig besser gestellt sind. Allerdings stimmt es auch nicht, dass es allen gut geht, wenn es den Unternehmern gut geht usw. (beides ideologische Verkürzungen, die nicht tragfähig Grundlage der Politik sein können, weil soziale Systeme paradox organisiert sind).


Die Schwierigkeit ist, einen dritten Weg zu benennen, der die alten Unterscheidungen ad absurdum führt und dennoch der Öffentlichkeit - den Wählern - plausibel zu machen ist. Denn die alten Freund-Feind-Bilder sind einfach zu suggestiv, um sie ohne Weiteres in die Tonne hauen zu können.


Die Systemtheorie könnte hier helfen. Aber die SPD ist ja leider auch von einer eingehenden Theoriedebatte weit entfernt... Keine guten Aussichten für die nächsten 150 Jahre.