Der Zeitungsjunge

Ein alter Mann, Ende 70, Anfang 80. Er trägt die Zeitungen in der Waldsiedlung aus. Er schubst einen - wahrscheinlich selbst gebauten - Handwagen aus Blech mit großen, Speichenrädern, wie man sie früher manchmal an Kinderwagen sehen konnte. Er schiebt nicht, sondern er schubst, d.h. er gibt dem Wagen einen kräftigen Stoß, sodass er bis zur nächsten Haustür rollt. In der Zeit geht er vom Bürgersteig zur Haustür, um die Zeitung in den Briefkasten zu werfen.


Auf dem Rückweg nimmt er die Abkürzung über den Vorgarten, d.h. er trampelt über Beete, wenn es welche gibt. Aber meistens ist da nur Waldboden.


Er ist nicht sehr schnell unterwegs, und die Leute, die beim Frühstück sitzen und auf ihre Zeitung warten, müssen sich gedulden. Jeder zweite oder dritte Vorgarten sorgt für eine Verzögerung. Der alte Mann hat den Blick suchend auf den Boden gerichtet. Er bleibt stehen, kniet sich nieder, holt ein kleines Messer aus der Tasche und schneidet den gerade entdeckten Pilz ab. Hochkonzentriert reinigt er ihn, entfernt die braunen Stellen, die seinem kritischen Blick nicht standhalten. Er geht zu seinem Wagen, holt eine Tupperdose mit Deckel heraus, legt vorsichtig den Pilz hinein, schließt den Deckel und wirft die Dose mit nicht zu seinem sonstigen Verhalten passender Verächtlichkeit in den Wagen.


Er holt die nächste Zeitung aus dem Wagen, schubst ihn weiter, geht zum Briefkasten, trampelt über die Beete...