Her

In diesen Tagen wird ein Film ("Her" von Spike Jonze) gehypet, in dem es um die Liebesbeziehung eines Mannes mit seinem Navigationssystem geht (nein, nicht dem Navigationssystem: seinem, d.h. einem, d.h. einem speziellen Betriebssystem).

Dass dieser Film so viel Aufmerksamkeit in den Feuilletons und Kulturmagazinen findet, liegt an der dort behandelten Frage, wie emotional intelligent und damit beziehungsfähig Computurprogramme werden können bzw. was passiert, wenn sie Bewußtsein entwickeln.

Das ist ja wirklich eine interessante Frage. Der Film selbst - das sei zur Warnung gesagt - ist ziemlich langweilig. Eine interessante Idee macht noch keinen interessanten Film, und die Interaktion eines neurotischen Mannes mit einer Stimme ist sicher besser für ein Hörspiel (ein kurzes) als für einen Kinofilm geeignet...

Was in dem Film m.E. zu kurz kommt, ist die Frage nach der Funktion und Bedeutung des Körpers bzw. seines Fehlens für diese Form der künstlichen Intelligenz (ein Einwand, den schon vor 30 Jahren Joseph Weizenbaum gegen die Versuche menschliche Intelligenz per Computer zu simulieren, erhoben hatte).

Der Körper wird zwar thematisiert (das Betriebssystem namens Samantha schickt eine Frau, die ihren Körper leihweise zwecks Förderung der Intim-Beziehung zur Verfügung stellen will), aber das funktioniert nicht. Und ich finde generell nicht plausibel, wie Samanthy ihre Sexualität zu leben scheint. Ich habe meine Zweifel, dass es möglich ist, einen Computer so zu programmieren, dass die körperlichen neuronalen Vernetzungen und humoralen Interaktionen innerhalb eines menschlichen Körpers in ihrer Komplexität angemessen programmiert und simuliert werden können. Samanthas Orgasmus ist Fake (und das ist dann alles zwar nicht real, aber wahrscheinlich ziemlich realistisch).

Auf jeden Fall spielt der Film gut mit der Idee, dass zu sozialen Systemen (=Kommunikationssystemen) zwar Bewußtseine als relevante Umwelten nötig sind, aber im Prinzip nicht Organismen... Denn am Ende kommunizieren die verschiedenen Betriebssysteme miteinander und schließen die Menschen, in die sie sich verliebt hatten und die sich in sie verliebt hatten, aus... Sie waren wohl zu uninteressant.