Jimmy's Hall

Es ist sicher Zufall, aber für mich war es wie die Fortsetzung der Lektüre des Beichte-Buchs: der neueste Film von Ken Loach (o.g. Titel).


Er handelt in den 30er Jahren des 20. Jahrhundets in Irland, und schildert die Versuche von Jimmy Gralton (dem einzigen Iren, der seines Landes verwiesen wurde), eine Art Bildungs- und Unterhaltungshaus auf dem Lande zu etablieren, um den Leuten dort Zugang zu Kultur und eigenem kritischen Denken und auch ein wenig Vergnügen zu ermöglichen. Dabei hatte er - und hier ist die Fortsetzung des Themas Beichte - mit dem verbitterten und haßvollen Widerstand der katholischen Kirche bzw. des örtlichen Pfarrers (der selbstverständlich mit den Großgrundbesitzern unter einer Decke steckte) zu tun.


Auch in diesem Film wurde gebeichtet, aber auch gepredigt. Und das Ziel war ganz offensichtlich die Kontrolle des Denkens und Fühlens der Gemeindemitglieder, um deren Eigenständigkeit zu verhindern.


Obwohl Irland ja immer noch ziemlich katholisch ist, dürfte es heute auch dort etwas anders zugehen. Was mich aber doch beschäftigt, ist, dass das alles ja noch gar nicht lange her ist... Und tendenziell war es bei uns ja auch nicht anders - in den 50er Jahren, oder allgemeiner: in der Vor-68er-Zeit.


Ken Loach scheint mir übrigens der letzte überlebende Sozialist zu sein, wie ich früher ein paar kannte. Irgendwie anrührend, dass er auf seine alten Tage das Kämpfen immer noch nicht aufgegeben hat und dies in Form "schöner" Filme mit Botschaft tut.