Krise des Kapitalismus II

Dirk Baecker hat (Kommentare bei "Krise des Kapitalismus")  auf einen Artikel zum Thema Kapitalismus verwiesen, den ich hier gern noch mal in den Fokus der Aufmerksamkeit rücke. Ich bin mit der Argumentation dort einverstanden, wo die zentrale Funktion des Kapitals, das zwecks Kredit verpfändet werden kann, für die Entstehung von Ungleichkeit diskutiert wird; bin aber nicht einverstanden, wo bestritten wird, dass Märkte Unterschiede schaffen oder verstärken.


Der Autor argumentiert, wie das Ökonomen üblicherweise tun: Sie betrachten Individuen und deren Aktionen und Transaktionen. Doch so lässt sich die Wirkung von Märkten m.E. nicht angemessen erklären. Man muss sie als Kommunikationssysteme betrachten, denn dann wird deutlich, dass es mehr auf das In-den-Fokus-der-Aufmerksamkeit-Gelangen der Kommunikationsteilnehmer bzw. ihrer Produkte geht, als um die Qualtität dieser Produkte oder um Preise. Anders gesagt: Es geht um die Qualität der Kommunikation. Es ist die Konkurrenz um Aufmerksamkeit... Sie ist es, die das Matthäus-Syndrom hervorbringt ("Der Teufel scheisst immer auf den größten Haufen"). Wer das experimentell, wenn auch auf kleiner Flamme, erleben will, sollte mal mit dem Zahlenspiel, das ich in "Gemeinsam sind wir blöd!?" beschrieben habe, experimentieren. Hier zeigt sich, dass es nicht primär die Logik ökonomischer Prozesse ist, die zu dieser Potenzierung von Differenzen führt, sondern die Logik von Kommunikationsprozessen.


Why extending markets or increasing competition won't reduce inequality


Quelle: How Capitalism Actually Generates More Inequality - Evonomics