Parteitage

Der Unterschied ist deutlich: Angela Merkel, deren Flüchtlingspolitik mindestens so umstritten ist wie die Wasauchimmerpolitik von Sigmar Gabriel, hat nach ihrer Parteitagsrede standing ovations von 10 Minuten erhalten, während Gabriel mit "nur" 74% Zustimmung in seinem Amt bestätigt wurde. Das wurde allgemein als "Klatsche" berwertet.

Ich persönlich finde 74% ja ein ziemlich gutes Ergebnis für demokratische Wahlen, aber das ist offenbar nicht die öffentliche Bewertung innerparteilicher Wahlergebnisse.

Wie kommte es, dass Parteien sich bemühen, nach außen hin vollkommenen Konsens zu demonstrieren? Auch den Grünen hat man früher immer vorgeworfen, dass sie öffentlich wahrnehmbar um Entscheidungen ringen und sich streiten.

Mein Erklärungsversuch: Politische Systeme sind am Freund-Feind-Schema orientiert. Und wenn der Feind außen ist, wird intern Widerspruchsfreiheit und Zusammenhalt erwartet.

Dass auf diese Weise die kollektive Intelligenz, die durch Auseinandersetzung zu schlaueren und differenzierteren Entscheidungen gelangen kann, nicht oder nur begrenzt genutzt wird, ist der Preis für diese Pseudoharmonie...

Allerdings - vielleicht ist das ja der Punkt - sind Parteitage offenbar nicht Ort und Zeit für solche Auseinandersetzungen. Sie dienen - zumindest in der CDU-Version - dazu, der Öffentlichkeit ein Bild von der Partei zu vermitteln. Das hat die SPD wohl nicht so verstanden.