Personenorientierte vs. soziale Erklärungen

Die Rede von Donald Trump anlässlich des Massakers in Florida liefert ein gutes Beispiel für die unterschiedliche Funktion von unterschiedlichen Erklärungen. Er hat die Tat kausal den psychischen Problemen des Täters zugeschrieben. Konsequenz: Man muss sich mehr um die psychischen Probleme potenzieller Täter kümmern. Im Klartext heißt das eigentlich: Mehr Kontrolle des Einzelnen, da jeder ja potenzieller Täter ist, am besten noch vorbeugende Verhaftung von Verdächtigen.


Die soziale Erklärung lautet: Es sind die Waffengesetze, die jedem - ob er nun psychische Probleme hat oder nicht - den Zugang zu Waffen eröffnet.


Bei der ersten Erklärung wird ein soziales Ereigniss - das Massaker - durch ein nichtsoziales Ereignis erklärt - irgendein Prozess in der Psyche des Täters. Im zweiten Fall wird es durch ein soziales Phänomen, die Gesetzgebung erklärt. Und dementsprechen unterscheiden sich dann auch die Handlungskonsequenzen. Einmal müssen Individuen kontrolliert werden, das andere Mal Gesetze geändert und durchgesetzt werden (was zweifellos die preisgünstiger Lösung ist - außer für die Waffenindustrie).


Generell stellt sich ja die Frage: Was ist Regel, was ist Ausnahme? Wenn jeder eine Waffe haben darf, dann muss die Ausnahme definiert werden (z.B. leicht kränkbare Jugendliche - d.h. eigentlich ja alle; potenziell gefährliche Menschen, d.h. eigentlich auch alle). Wenn keiner eine Waffen haben darf, dann muss auch hier die Ausnahme definiert werden, d.h. es muss gesagt werden, wer eine besitzen darf (z.B. Polizisten, Nachtwächter, AfD-ler).