Science Watch

In der taz von heute war Interessantes über den aktuellen Wissenschaftsjournalismus zu lesen.


Tenor: vollkommen unkritische Hofberichterstattung. Purer Lobbyismus von Wissenschaftsorganisationen.

Aus meiner Sicht ist es ja verständlich, wenn jemand sich begeistern kann für das, was Wissenschaft so leisten kann und leistet. Dass manche Wissenschaftsjournalisten diese Begeisterung weitergeben wollen, scheint mir durchaus ehrenhaft und nachvollziehbar.


Doch beim WissenschaftsJournalismus sollte es m.E. Ja nicht aLlein um die Vermittlung von Inhalten gehen, sondern auch um die kritische Hinterfragung wissenschaftlicher Projekte: ihrer erkenntnistheoretischen (und sonstigen) Prämissen, ihrer politischen Bedingungen und Folgen usw., schließlich wird Wissenschaft heute nur noch selten von Privatgelehrten durchgeführt, d.h. es geht auch immer um die Verteilung von "Staatsknete", um knappe personale Ressourcen usw.


Hier versagt der Journalismus m.E. total. Unsere Wissenschaften sind zum Teil vollkommen korrumpiert durch diejenigen, die Drittmittel zur Verfügung stellen. Die akademische Psychiatrie wird z. B. fast nur noch von (auf Kosten der Pharmaindustrie) habilitierten Pharmavertretern ausgeübt.


Früher habe ich regelmäßig für Spektrum der Wissenschaft geschrieben und ich erinnere mich noch gut, dass mir der damalige Chefredakteur vorrechnete, welch unglaublich hoher Prozentsatz der gesamten US-Forschungsgelder in militärische Forschung fließt.


Insgesamt fehlt eine Institution ("Science Watch" könnte sie heißen), die Wissenschaft kritisch beobachtet. Transparency ist da meines Wissens in den Startlöchern. Hoffentlich. Ansonsten rufe ich hiermit zur Gründung auf.


p.s.: Sollte jemand die Karrieren deutscher Psychiatrieprofessoren und die Abhängigkeiten (nicht nur Finanzierung) von der Pharmaindustrie beforschen wollen, so möge er mich wegen einer eventuellen Promotion (o.Ä.) über das Thema kontaktiere.