Whole Earth Catalog

In Berlin (Haus der Kulturen der Welt) geht heute eine Ausstellung zu Ende, von der ich leider - sträflich - erst gestern erfahren habe. Sie gilt der Counterculture-Bewegung im Kalifornien, etwa in der Zeit der 50 - 70er Jahre zu terminieren. Für sie steht repräsentativ der von Sterwart Brand herausgegebene Whole Earth Catalog.


Stark beeinflusst von Buckminster Fuller wurde die Erde "ganzheitlich" betrachtet, wobei die Idee, man könne sie designen (letztlich nach dem Ingenieursmodell) im Vordergrund stand.


Für die Geschichte des systemischen Denkens wurde diese Publikation wichtig, weil viele der Vordenker der Szene dort publizierten oder durch den Katalog bekannt gemacht wurden. So ist es kein Wunder, dass die Kuratoren der Ausstellung vielen unserer Bekannten viel Raum gaben. Das gilt für Gregory Bateson und die anderen Mitglieder der Macy-Konferenzen (u.a. Heinz von Foerster, Margaret Mead, John von Neumann, Kurt Lewin...).


Heinz von Foerster hat im Katalog - Kopie ist in der Ausstellung zu sehen (habe ich aber auch von Heinz mal geschickt bekommen) - die Laws of Form von George Spencer-Brown besprochen und ihm dadurch zu der Aufmerksamkeit verholfen, die seinen Einfluss begründete.


Esalen, New Age, das Tao der Physik, Alan Watts, Zen, Frijof Capra, Kybernetik der Kybernetik, Norbert Wiener und die kalifornische Musik der 70er... - viele Helden aus alten Zeiten und ihre Publikationen. Ich hätte mit meinem Bücherschrank sicher ein paar gute Ergänzungen zu Ausstellung liefern können.


In der Ausstellung wird deutlich, wie gross der Einfluss all dieser Leute auf unsere heutige Entwicklung war und ist - auch wenn dies in der Öffentlichkeit wenig bewußt ist.


Was mir auffiel: Stewart Brand, der Gründer des Whole Earth Catalogs, folgte zunächst den eher mechanistischen Ideen Buckminster Fullers. Als er sich Gregory Bateson als Vordenker suchte, gründete er ein neues Journal mit dem Titel: Co-Evolutionary Quarterly. Und damit wechselte er das Paradigma, das sich nun eher am Modell lebender (= autopoietischer) Systeme orientierte...


Ein Schritt, der ihn bislang noch immer zum Vertreter einer Minderheit macht.