Die Arbeitsspitzen optimieren (3)

Herrn Kuhlmann merkt man im Unternehmen die deutliche Gefahr eines Burnouts nicht an. Er beklagt sich nicht darüber, und seine Performance ist wie gesagt top. Ihm wurde nicht ohne besonderen Grund im vollsten Vertrauen auf die erfolgreiche Umsetzung die zentrale Verantwortung für die neue Struktur übergeben. Seine Mitarbeiter arbeiten sehr gerne bei ihm und verlassen seinen Bereich nur, wenn es keine andere Karrieremöglichkeit gibt, als wegzugehen. Zollen ihrem alten Chef dann aber klar und deutlich ihre Dankbarkeit.


Ich kann dies nachvollziehen, da ich mich bei jedem meiner Besuche bei ihm stets herzlich willkommen gefühlt habe.


Alles scheint zu passen. Alles scheint erfolgreich zu sein. Und ist natürlich auch erfolgreich.


Aber so verdächtig erfolgreich. Verdächtig, weil es ein Spiel mit dem Feuer ist. Ein Spiel mit dem Feuer, weil es um die Gesundheit eines Menschen geht. Aber auch ein Spiel mit dem Feuer, weil das Unternehmen einen großen finanziellen Schaden bewusst riskiert. Es würde in Zeiten wirtschaftlicher Krise wie jetzt einen Schaden vor allem dann erleiden, wenn es wegen des drohenden Zusammenbruchs seines Top-Performers die genügende Handlungsfähigkeit verlieren würde.


Burnout ist vor allem bei Schlüsselpersonen und Top-Performern gefährlich ansteckend. Burnout infiziert dadurch das gesamte Unternehmen. Burnout spiegelt dem Unternehmen gleichzeitig gnadenlos die Grenzen der menschlichen Belastbarkeit. Und Burnout spiegelt dem Unternehmen die Grenzen der eigenen Optimierungsspirale.


Übrigens aus der Praxis weiß man: nach fest kommt ab. Darunter verstehen Techniker das Verhalten von zu fest geschraubten Schrauben. Es gibt  keinen Übergang zwischen zu fest und kaputt.


Entweder fest oder ab.