Schon wieder ein TV-Duell

Seit 2002 beobachte ich die politischen TV-Duelle. Mal im Auftrag, wenn z.B. spiegel-online, Süddeutsche, ARD o.a. mich um eine Analyse bitten. Mal, weil ich einen der Kontrahenten gecoacht hatte. Und mal, eben einfach so.


(Fast) immer, (fast) einhellig, heißt es: die Duellanten waren sich ebenbürtig, bei aller Unterschiedlichkeit im Detail. Kopf-an-Kopf-Rennen heißt das dann. Wen wundert`s, will man sich doch als jeweiliges Medium nicht voreilig zu weit aus dem Fenster lehnen. Man könnte ja, unbedacht, rausfallen. Dann wäre man selbst i.U.z. Verlierer des Duells der Dumme.


Ein Duell, so heißt es übrigens bei Wikipedia, ist:


Ein Duell (lat.: duellum) ist ein freiwilliger Zweikampf mit gleichen, potenziell tödlichen Waffen, der von den Kontrahenten vereinbart wird, um eine Ehrenstreitigkeit auszutragen. Das Duell unterliegt traditionell festgelegten Regeln. Duelle sind heute in den meisten Ländern verboten.


.......Im Fernsehen aber wieder erlaubt. Nun ist ja auch in Ordnung, gibt es doch heutzutage keine getöteten Duellanten mehr.


Oder ist es gar kein Duell mehr, was da als TV-Duell tituliert wird? Aus tödlichen Waffen werden hehre (hohle?) Worte, aus Kontrahenten, ehemalige Koalitionäre, aus Ehrenstreitigkeiten werden Kleinststreitereien um Wahlkampassagen. Um Ankündigungen, um Versprechungen, die ihren Wert gerade dadurch bekommen, dass sie eine sehr kleine Halbwertzeit haben.


Nun die Regeln liegen wenigstens fest. Wenigstens hierauf kann man sich verlassen. Wenigstens dies vermittelt den Anschein, es könnte doch vielleicht ein Duell sein.


Und verboten? Nun TV-Duelle werden gar regelrecht eingefordert. Wenn nicht zwei oder drei wie anderenorts, auf jeden Fall eins. Eins als Highlight des Wahlkampfs. Man muss doch als Wahlkampfnation wenigstens einmal der Politik das Vorrecht lassen. Und sich am Abend des Duells köstlich vergnügen.


Um dann wieder im üblichen Rauschen des Medienwalds unterzugehen.