Trump – Opfer des Drachen

Habe mich eigentlich entschieden nichts über Trump zu schreiben. Das Babygeschrei, über das Trump sich jüngst so aufgeregt zu haben schien, hat mich nun aber doch aufgeweckt. Mir geht es nicht um einen weiteren Politikkritischen Rundumschlag, wie er fast stündlich irgendwo im virtuellen Raum geschieht. So nach dem Motto, wie kann man diesen Trump überhaupt wählen, ihm überhaupt zuhören, wo er doch stündlich sich irgendeine neue Schoten erlaubt. Er ist schon blamiert genug und merkt es noch nicht einmal. Merkt noch nicht einmal, dass er sich selbst blamiert. Merkt nicht einmal, dass er sich inzwischen um Kopf und Kragen redet.


Will auch keinen Hau-den-Trump feiern, auch wenn es mir früher einen diebischen Spaß bereitet hatte, den Lukas zu hauen, bis die Glocke über den gesamten Kirmesplatz meine Manneskraft gemeldet hatte. (Natürlich nicht immer :-) )


Nein, ich will es ganz klein halten. Habe mir daher das gut zweieinhalb Minütige Video der Redesequenz angeschaut und will nur darüber reden.


China würde seine Währung gerade deshalb abwerten, so Trump lautstark und erbost, um die USA zu ärgern. Die Chinesen würden das zudem noch ganz gezielt machen, wenn sich die USA nämlich im eigenen Land mit irgendeinem Problem rumschlagen würde. Es hätte nur noch der an China gerichtete  Vorwurf der hinterhältigen und gemeinen Niedertracht gefehlt. Zwischen den Zeilen las das aber doch manch einer der Zuhörer.


Ich hätte mich an seiner Stelle in einer solchen Situation gewiss sehr ereifert, ginge es doch um die große Weltpolitik und darum, wie man sich gegen den Roten Drachen zur Wehr setzen müsse. Alle meine Sinne wären auf das Töten dieses Drachen gerichtet. Alle meine Sinne wären dort und nicht bei irgendeinem unscheinbaren Babygeschrei.


Wenn da nicht das Geschrei dieses kleinen Babys eben zu jenem Zeitpunkt gewesen wäre. Das Geschrei, das ihn derart aus der Fassung brachte. Er würde Babygeschrei lieben, vor allem von einem so hübschen und gesunden Baby. Dröhnt er ins Mikro.  Es schien, als würde er scherzend seinen Charme spielen lassen wollen. Um dann Sekunden später sich wieder angewidert ans Publikum zu wenden. Angewidert und vor Wut schäumend. Er fletschte seine Zähne, verzog fast angeekelt seine Mundwinkel und wiederholte ständig mit der rechten Hand die abfällige Wegwerfbewegung. Das Baby müsse aus dem Saal entfernt werden. Spätestens in diesem Moment könnte jedem im Saal klar sein können, wo der eigentlich zu bekämpfende Drache lebt.


China war weit weg. Das Baby konnte nur ein paar Mal schreien, mehrnicht. Nein, der Drache ist in Trump selbst. Trump kämpft gegen den eigenen Drachen in sich selbst. Und führt einen aussichtlosen Kampf. Auch der Anflug von möglichem Charme, der unwirksame Versuch Humor zu verbreiten, misslingt ihm vollends. Trump ist derart von Drachenangst erfüllt, dass die kleinste Irritation, wie ein Babygeschrei, ihn völlig aus der Fassung bringt. Das Lachen des Publikums dröhnt ihm die eigenen Sinne zu. Es ist kein Mit-Lachen. Es ist ein Über-ihn-Lachen.


Er versucht zu lachen, ohne die selbst zerstörerische Qual verbergen zu können, die er dabei empfindet, sich selbst so erleben zu müssen. Nicht aus seiner Haut zu können. Getrieben weiterzumachen. Weiter, bis er sich selbst zerstört hat. Schaut man in sein Gesicht, hört man auf den Timbre in seiner Stimme, kann man seine Ohnmacht und unweigerliche Verzweiflung erahnen. Die Verzweiflung, zum Drachenkampf angetreten zu sein und dabei nicht gemerkt zu haben, wo der eigentliche Drache lebt. Wütet?


Der innere Drache wird siegen. Nicht der Rote Drache. Kein Babygeschrei der Welt kommt gegen diesen inneren trumpschen Drachen an.