Trump und sonst (noch) nichts........

.....oder: Aspekte der Körpersprache und der Verhaltensmuster eines Populisten.


Weißes Haus, Oval Office, zwei Tage nach der Wahl, die Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten machte: Leicht nach vorne gebeugt, die Beine etwas auseinander und die Arme auf die Knie gestützt, drückt er seine Fingerspitzen fest gegeneinander. Beinah ohne eine differenzierte Mimik lauscht er Obamas Worten. Trumps Blick ist weitgehend auf den Boden gerichtet. Nur selten schaut er zu Obama. Sein Mund bleibt fast verschlossen, als er später sein erstes Gespräch mit Obama kommentiert. Die ruhig und sonor klingende Stimme füllt den Raum, auch wenn die redebegleitende Gestik eher sparsam und gebremst ausfällt. Nur die Lippen bewegen sich, deutlich, prägnant und viel (ver-) sprechend.


Schnitt. Wahlkampf. Letzte Woche, letzten Monat. Wieder und immer wieder. Trump in seiner Arena. Heimspiel.


Mit gewaltigen Riesenschritten betritt er die Bühne und ergreift das Podium. Sein überaus wacher, direkter, fast schon stechender Blick erreicht die gesamte Arena, in einem einzigen Moment. Er ist da, und jeder im Raum spürt dies. Ist doch jeder auch gerade deswegen gekommen.


Mal mit extrem ausgebreiteten Armen, mal mit spontanen seitwärts gerichteten Schritten beherrscht er die Bühne. Seine Bühne. Es ist seine Show. Betonung und rhetorisches Geschick vereinen sich zu einer, man könnte fast schon sagen, magischen Welle, die das Publikum in den Bann zieht. Und im Bann hält.


Mal scheint er zu sich selbst zu sprechen, Gefallen daran zu finden, sich selbst reden zu hören. Mal wendet er sich ganz überraschend an einzelne Zuschauer und spricht sie direkt, oft persönlich auch noch an. Seine Mimik ist einzigartig. So vielfältig. So schnell und radikal wechselnd. Mimik und Wort sind unzertrennbar miteinander vereint. Dort wo die eine (Mimik) ist, ist auch das andere (Wort). So wie das (eine) Wort den Gegner treffen will, verführt die (andere) Mimik im Handumdrehen jeden in der Wahlkampfarena.


Rezeptur eines Populisten:


Natürlich hat Trump viel gesagt und dabei Menschen aller Kulturen beschimpft und entwertet. Indem er rumwetterte, versuchte er sich über die anderen zu erheben. Ganz nach dem unausgesprochen Motto: Ich gegen die Anderen. Ich gegen den Fremden. Amerika und ich. Indem er Minderheiten diffamierte, spaltete er virtuell die Gesellschaft. Alles dient dem Interesse, sich selbst in Szene zu setzen. Er selbst ist die Botschaft. Er selbst zieht seine Zuschauer in den Bann. Er selbst weiß um seine verführerische Strahlkraft.


Im Unterschied zu einem Comedian, der sein Publikum mit humoristischen Darbietungen zum Lachen bringen will (und man könnte meinen er sei so jemand, würde man den politischen Ton abschalten), beherrscht Trump die Bühne als Stand-up-Comedian, der eher seine eigenen „komischen“ Konflikte mit der Welt auf der Bühne austrägt.


Trump ist laut und leise. Trump ist extrem expressiv und gebremst verhalten. Trump verkörpert jeweils beides. - Übrigens Stand-Up-Comedians weisen so eine Studie der Oxford University deutliche Ähnlichkeiten im Verhalten zu Psychotikern auf, ohne natürlich selbst Psychotiker zu sein. Victoria Ando, die Leiterin der Studie, sieht durch die Ergebnisse der Studie die Vermutung bestätigt, dass Stand-Up-Comedians im Vergleich zur jeweils herrschenden Meinung höchst unkonventionell denken. Und hierdurch natürlich sehr überzeugend  irritierend wirken.


Trump beherrscht eben die Choreographie der Emotionen.


Wenn man Trump so kennt, wenn man so auf Trump schauen will, kommt man nicht umhin, sich auch der Emotionalität der gesamten Gemengelage zu stellen. Auch der eigenen. Und wer kennt sich da schon genug aus.