Ausgezeichnet!

Egnér-Preis 2019 für Jürgen Kriz


Jürgen Kriz, Co-Autor des aktuellen Titels „Der Streit ums Nadelöhr“ (2019, mit Fritz B. Simon), hat in der Schweiz den hochangesehenen Egnér-Preis für sein Lebenswerk erhalten. Bei der Auszeichnung handelt es sich um einen der höchst dotierten Wissenschaftspreise in der Schweiz. Vergeben wird er vom Stiftungsrat der Dr. Margrit Egnér-Stiftung.


Der Preis wird jährlich vergeben an Personen, die sich durch ihr Lebenswerk auf dem Gebiet der anthropologischen und humanistischen Psychologie unter Einschluss der entsprechenden Richtungen der Philosophie und Medizin besondere Verdienste erworben haben. Zusammen mit Prof. Kriz wurde der Egnér-Preis 2019 an die beiden Mediziner Prof. Dr. med. et phil. Gerhard Danzer (Charité Berlin) und Prof. Dr. med. Horst Haltenhof (MHH Hannover/Klinikum Plauen) verliehen. Die öffentliche Preisverleihung fand am 14. November 2019 in der Aula der Universität Zürich statt.


Jürgen Kriz hat Psychologie, Sozialpädagogik, Philosophie und Astronomie/Astrophysik studiert. Er ist psychologischer Psychotherapeut, hatte Professuren in Statistik, Forschungsmethoden und Wissenschaftstheorie, ab 1980 lehrte er Psychotherapie und klinische Psychologie an der Universität Osnabrück. Gastprofessuren führten ihn nach Wien, Zürich, Berlin, Moskau, Riga und in die USA.


Mit vielfältigen wissenschaftlichen Forschungsgebieten hat sich Prof. em. Dr. Jürgen Kriz international einen Namen gemacht. So hat der Wissenschaftler Bücher über die verschiedenen Psychotherapierichtungen veröffentlicht, aber auch über Statistik, Forschungsmethoden, Datenverarbeitung oder Wissenschaftstheorie. Mit seinem Ansatz, der Personzentrierten Systemtheorie, hat er als wissenschaftlicher Autor, Herausgeber, Referent und Organisator von Konferenzen einen großen Beitrag geleistet. Damit trug er vor allem in den Anwendungsbereichen der Klinischen Psychologie und der Psychotherapie zum Antrieb wissenschaftlicher Prozesse bei.


 Die Personzentrierte Systemtheorie steht in einer deutlichen, zugleich aber konstruktiven Spannung zu anderen systemtheoretischen Ansätzen. Beinahe zeitgleich mit Kriz´ Opus Magnum zur Personzentrierten Systemtheorie „Subjekt und Lebenswelt“, erschienen bei Vandenhoeck & Ruprecht, brachte Fritz B. Simon im Carl-Auer Verlag das grundlegende Werk Formen. Zur Kopplung von Organismus, Psyche und sozialen Systemen heraus. Was lag näher, als die beiden Protagonisten zu einem kontroversen Gespräch einzuladen, um die in der beraterischen Praxis so wichtigen Unterschiede herauszupräparieren? Das Gespräch erschien jetzt als Buch, herausgegeben von Matthias Ohler, unter dem Titel Der Streit ums Nadelöhr. Körper, Psyche, Soziales Kultur, Kultur: Wohin schauen systemische Berater?


Arist von Schlippe zu diesem Buch: „Die beiden Systemtheorien, die für die systemische Praxis so bedeutend sind, nehmen nur selten aufeinander Bezug. Dabei entsteht doch erst aus der Spannung heraus Neues. In diesem Sinne bietet die engagierte, schonungslose Diskussion zwischen Jürgen Kriz und Fritz B. Simon jede Menge ´Treibstoff fürs Weiterdenken´.“


Die Dr. Margrit Egnér-Stiftung wurde 1983 gegründet. Sie fördert neue Ideen und besondere Leistungen auf dem Gebiet der anthropologischen und humanistischen Psychologie unter Einschluss der entsprechenden Richtungen der Philosophie und Medizin. Sie würdigt mit ihrem Preis Personen, die durch ihr Lebenswerk, das Verfassen einzelner hervorragender Arbeiten oder die praktische Tätigkeit auf wissenschaftlicher Grundlage zu einer humaneren Welt beitragen, in welcher der Mensch in seiner Ganzheitlichkeit im Mittelpunkt steht. Margrit Egnér wurde am 18. Juni 1922 in Hamburg geboren. Ihr Interesse galt schon während ihres Studiums an der Universität Zürich der anthropologischen Richtung der Psychologie. Diesem Thema widmete sie auch ihre Lizenziatsarbeit. Um diesem für sie zentralen Inhalt der Psychologie dauernde Unterstützung und Anerkennung zukommen zu lassen, gründete sie 1983 die Dr. Margrit Egnér-Stiftung. Sie verstarb am 18. August 2000 in Meilen bei Zürich.