Botox gegen Borderline?
Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und der Asklepios Klinik Nord-Ochsenzoll haben herausgefunden, dass Beschwerden von Borderline-Patienten durch die Injektion von Botulinumtoxin, auch Botox genannt, gelindert werden können. Erste Behandlungsergebnisse wurden im „American Journal of Psychiatry“ veröffentlicht.

Die Wissenschaftler hatten sechs Borderline-Patientinnen, deren Krankheitssymptome sich zuvor durch Psychotherapie, Antidepressiva und Antipsychotika nicht gebessert hatten, einmalig etwa in die Mitte der Stirn Botox injiziert. Impulsivität, Stimmungsschwankungen und Niedergeschlagenheit nahmen angeblich ab und das Sozialverhalten der Patientinnen verbesserte sich.

Die Mediziner erklären das Phänomen damit, dass Gesichtsausdruck und seelische Gesundheit sich gegenseitig beeinflussen. Können wegen der durch das Botox ausgelösten Lähmung der „Zornesfalte“ negative Stimmungen wie Sorgen und Ängste sich im Gesichtsausdruck nicht niederschlagen, würde sich auch die Intensität der Emotionen reduzieren.

Die Nachhaltigkeit dieser Therapie darf angezweifelt werden, da die Wirkung von Botox nur wenige Wochen vorhält. In Deutschland leiden zwischen 2,4 und vier Millionen Menschen an der Borderline-Störung. Viele von ihnen haben in ihrer Kindheit und Jugend schwere, zum Teil traumatische, Erlebnisse gehabt. Es steht zu befürchten, dass Traumata auch mittelfristig nicht einfach ‚lahmgelegt‘ werden können.

Carl-Auer-Literaturtipp:
Reinert Hanswille, Annette Kissenbeck: „Systemische Traumatherapie – Konzepte und Methoden für die Praxis“
Alexander Korittko: „Posttraumatische Belastungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen“
Yvonne Dolan: „Schritt für Schritt zur Freude zurück – Das Leben nach traumatischen Erfahrungen meistern“