Politiker entdecken die Einsamkeit als gesellschaftliches Problem
Eine Studie der Psychologie-Professorin Maike Luhmann von der Ruhr-Universität Bochum sorgt aktuell für Aufsehen. Die Wissenschaftlerin konnte belegen, dass sich in Deutschland jeder Fünfte über 85 einsam fühlt. Bei den 45- bis 65-Jährigen sei es jeder Siebte. Maike Luhmann sagt: „Es gibt keine Altersgruppe, in der sich Menschen nicht einsam fühlen.“ Besonders ältere, kranke Menschen, die kaum noch ihr Haus verlassen könnten, seien betroffen. „Ein Teufelskreis, denn soziale Isolation kann Krankheiten wie Depression oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen,“ zitiert die WELT die Wissenschaftlerin.

In Großbritannien ist die epidemische Einsamkeit unterdessen zur Regierungssache erklärt geworden. Premierministerin Theresa May hat in ihrem Kabinett ein spezielles Ressort eingerichtet, um Abhilfe zu schaffen. Vor allem Senioren soll geholfen werden..

Bereits 2016 war im Journal of Psychiatry zu lesen, dass Einsamkeit zu den relevanten Einflussfaktoren auf die Sterblichkeit älterer Menschen zu zählen sei, dass jedoch vor allem die Wechselwirkung von Einsamkeit und Depression in der Gruppe der über 65-Jährigen bisher nur unzureichend erforscht worden sei. Für Diagnostik, Therapie und Soziale Arbeit bleibt nicht der demografische Wandel, sondern die wachsende Einsamkeit als Ausdruck dysfunktionaler, postmoderner Gesellschaften eine Herausforderung. Im Brennpunkt steht das Begriffspaar Exklusion/Inklusion.

Carl-Auer-Literaturtipps: 
Frank Eger: „Einführung in die lösungsorientierte Soziale Arbeit“
Frank Früchtel, Erzsébet Roth: „Familienrat und inklusive, versammelnde Methoden des Helfens“
Heiko Kleve: „Komplexität gestalten – Soziale Arbeit und Case-Management mit unsicheren Systemen“
Gerhard Dieter Ruf: „Depression und Dysthymia“
Thomas Friedrich-Hett, Noah Artner, Rosita A. Ernst (Hrsg.): „Systemisches Arbeiten mit älteren Menschen – Konzepte und Praxis für Beratung und Psychotherapie“