Monogamie im Trend. Theoretisch

Eine Fundgrube für empirische Sexualforscher ist die große Studie über das Sexualverhalten in Großbritannien, die „Lancet“ gestern online publiziert hat. In drei Kohorten im Zehn-Jahresabstand(1990, 2000, 2010) wurden 45000 Personen befragt.


Neben erwartbaren Ergebnissen (früherer  erster Geschlechtsverkehr, geringere Geschlechtsunterschiede, größere Veränderungen bei den Frauen, größere Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichem Sex) gab es auch ein paar nicht-triviale Ergebnisse:


(1) 18% Männer und 22% Frauen hatten im Jahr vor der  Befragung   keinen Sex, 5%/4% noch nie im Leben


(2) Einen neuen Sexualpartner im letzten Jahr hatten 20% der Männer, 14% der Frauen.


(3) Während die  Häufigkeit von vaginalem Sex (früher sagte man Geschlechtsverkehr dazu) leicht abnimmt (von etwas über 6x auf  knapp 5x/ Monat), nimmt das sexuelle Repertoire zu (etwas mehr oral und deutlich mehr anal).


(4) Während  mittlerweile mehr als die Hälfte der Befragten gleichgeschlechtliche Partnerschaften akzeptiert (1990 noch ein Viertel),  halten immerhin zwei Drittel sexuelle Außenbeziehungen („non-exclusivity“) für falsch. Diese pro-monogame  Einstellung hatten 1990 nur  45 % der Männer und 51 % der Frauen.


 Am überraschendsten finde ich die Einstellungsänderungen. Hinweise für das oft zitierte Ende der Monogamie sind das wahrlich nicht. Im Gegenteil.. Das gute solcher Studien: Sie korrigieren die intuitiv für wahr gehaltenen Trends. Und führen zur Frage: Wie erklären wir uns das? Hat jemand eine Idee?


 


 Quelle: http://www.thelancet.com/themed/natsal