Kultur, Person - und Stalin

Individuelle Identität, so Fritz B. Simon unter Bezug auf Georges Devereux, wird konstruiert aus unterschiedlichen Zugehörigkeiten zu sozialen Systemen. Diese sozialen Systeme sind definiert über die jeweilige Kultur, die dort herrscht, sprich: die grammatischen Regeln und damit verbundene Affekte. Die Infragestellung von Regeln, die in sozialen Systemen, z.B. Organisationen, schon lange gelten, rufen oft starke Affekte hervor.


Im zweiten Teil geht es um die aktuelle Studie von Fritz B. Simon zu Stalin, die als Buch unter dem Titel Stalin und der Apparat erscheint. Psychoanalyse und Systemtheorie werden hier als miteinander kompatible Forschungsmethoden genutzt zur Klärung der Voraussetzungen und Gestaltung interessanter Kopplungen psychischer und sozialer Systeme.


Die Konstruktion eines „Selbst“ durch andere und durch sich selbst erfolgt immer über Kommunikation. Das gilt auch für die Psychoanalyse, die sich als Forschungsmethode gerade deshalb hervorragend eignet. Nicht zuletzt: Die eigene Emotionalität ist ein gutes Diagnostikum für soziale Beziehungen. Doch Vorsicht, wenn sie als (einziger und meist zu schneller) Ratgeber für Handlungen auftritt.