Kriegsrhetorik

In den letzten Tagen nimmt die Kriegsrhetorik zu. Politische Führer wie Donald Trump, Boris Johnson, aber auch die Ayathollas im Iran sprechen von einem Krieg, in dem sich das Land befindet. Auch in Italien ist diese Begrifflichkeit populär, und im staatlichen Fernsehen werden am Ende der Nachrichten (z.B. TG 2) die Nationalhymne gespielt und Bilder von marschierenden Soldaten, Marineschiffen und Fluggeräten der Luftwaffe gezeigt, die Kondensstreifen in den Nationalfarben an den Himmel malen.


Allerdings ist der gewählte Gegner nicht immer gleich: Bei Donald Trump ist es das "chinesische Virus", bei den Ayathollas ein biologischer Kampfstoff, der "vom Teufel Amerika" eingesetzt wurde, usw.


Was alle Kriegserklärungen verbindet, ist, dass der Feind immer von außen kommt. Die Suggestion des Kriegs wird ja nicht zufällig gegeben, denn Kriege haben einen - mehr oder weniger logischen - innenpolitischen Effekt: Wenn ein Konflikt mit einem äußeren Feind besteht, werden alle internen Konflikte relativiert. In der Praxis bedeutet dies, dass die Bevölkerung sich hinter der Regierung versammelt, und wer gegen sie ist und eine oppositionelle Rolle einnimmt, wird als "Volksverräter" disqualifiziert. 


Dieser sozialpsychologisch-politische Effekt ist es, warum Kriege so gern von schwachen oder bedrohten "Führungsfiguren" gestartet werden. Der vor der Krise schwache italienische Ministerpräsident Conte hat nun Zustimmungsraten von 70-80%, und dass Donald Trump ebenfalls darauf setzt, als starker Führer, der den Krieg gegen das chinesische Virus gewonnen hat, in die Geschichte einzugehen, ist offensichtlich.


Die Beschwörung der Nation bzw. der nationalen Einheit gehört ebenfalls zu diesem Muster.


Es mag also angeraten sein, darauf zu achten, von welchen Polikern die Kriegsmetaphorik genutzt wird. Es ist ein diagnostischer Test für die Schwäche von Führungskräften. Übrigens: Frau Merkel verwendet sie nicht (aber wahrscheinlich finden Frauen die Kriegsmetaphorik eh nicht so attraktiv wie Männer, vor allem: schwache Männer).