Föderalismus für Jedermann

Heute mal die große Corona-Politik mit Lokalkolorit. Manchmal braucht man gar nicht nach Berlin oder in die so bedeutsamen Hauptsitze der Länderregierungen zu schauen, um sich ein plastisches und überzeugendes Bild von den Besonderheiten von Politik zu machen.


Es geht um einen sehr kleinen Grenzabschnitt (ca 2 km) zwischen Bochum und Witten, nämlich um das eher südliche Ufer des Kemnader Stausees (die Ruhr ist dort zu einem kleinen Naherholungsgebiet gestaut). Witten hält diesen Abschnitt des Ufers in Besitz incl einiger sehr kleiner Brücken(eine ist ca 20 m lang, die andere ev 80 m). Bochum die andere Seeseite (sie ist etwas länger).


Offensichtlich gibt es doch zwei sehr unterschiedliche Coronabestimmungen. Witten erlaubt den dort wandernden, flanierenden, Fahrrad fahrenden, skatenden Menschen einen Maskenfreien Zugang zum See. Maskenpflicht ist lediglich auf besagten Brücken angesagt. Also Maskenfreiheit nur bedingt.


Auf Bochumer Seite herrscht überall unbedingte Maskenpflicht.


Der See lädt als zentrales Naherholungsgebiet zum mehrmaligen Umrunden des Sees ein, wenn man denn gut zu Fuß oder zu Rad ist. Dabei heißt es dann: Maske auf, Maske runter, Maske rauf, Maske runter, Maske……


Wehe dem, der dabei nicht aufpasst und sich gar mit den Bestimmungen vertut. Inzwischen wird das Geschehen mit ganzseitigen Berichten in der Lokalpresse weiterhin angeheizt. Es folgen Diskussionen um Pro und Contra, gespickt mit herzblutenden Leserbriefen, gepaart mit ungeheuerlichen Anschuldigungen usw.


Dabei könnte man fast den Eindruck bekommen, als würde genau das gespiegelt werden, was in Düsseldorf, Wiesbaden, München ……und in Berlin tagtäglich passiert. Warum also nach Düsseldorf, München oder Berlin schauen, wenn ich es viel anschaulicher, sozusagen Bürgernah vor der Haustür live (mit-) erleben kann. Nun mal ehrlich und Hand aufs Herz: warum sollte ich nach Düsseldorf, München und Berlin schauen, was mir dort nur als Momentaufnahme medial inszeniert, „fake-mäßig, verbrämt vorgegaukelt“ wird? Wenn ich doch vor Ort, lokal, in meinem unmittelbaren Lebensumfeld persönlich und unmittelbar daran teilhaben kann.


Big Corona-Sister lässt grüßen.


Ist das nicht wirklich die Chance auf die wir alle gewartet haben? Nämlich die Chance, Politik erfahrbar zu machen. So erfahrbar zu machen, dass Politik endlich sich sozusagen zu „meiner Politik“ wandeln kann. Geht es doch um „meinen“ Wanderweg. Geht es doch um „meine“ Coronabestimmung. Geht es doch darum „meinen eigenen“ Weg zu gehen. Geht es doch gerade auch darum sich entschieden vom Anderen abgrenzen zu können. So abgrenzen, dass ich es auch merken kann. Ungeschminkt.


Geht es doch letztendlich um „meine“ Beteiligung an der (großen) Politik. Im Hier und Jetzt. Hautnah. Corona kann nie so wichtig sein, wie ich es bin.


Zum Glück gibt es auch eine wissenschaftliche Erklärung oder Analogie für „meine“ Beteiligung an der großen Politik: ich mache es eben genau wie die und die machen es genau wie ich.


(siehe auch hierzu die Ausführungen zur Mandelbrot-Menge. Das sogenannte Apfelmännchen wirkt fraktal: Es sieht aus als ob es aus vielen kleinen Kopien seiner selbst bestünde https://de.wikipedia.org/wiki/Fraktal )