Der Mann mit dem Hut Andreas Graf von Bernstorff wird 75

Was hat dieser Mann in seinem hochengagierten Leben schon alles gemacht! Er war Lehrer, Journalist, Hochschuldozent, Giftmüll-Experte, Berater, Umweltaktivist, Wahlkämpfer, Landtagsabgeordneter der Grünen und Campaigner.


Am 14. Juli 1945 wurde Andreas Graf von Bernstorff in Müssen in Holstein geboren. Er besuchte im Schloss Salem die Schule und machte dort 1966 sein Abitur. Von 1968 bis 1973 studierte er an der Universität Heidelberg Slawistik, Osteuropäische Geschichte, Soziologie und Politische Wissenschaft.


Ab 1979 war von Bernstorff in der Umweltbewegung aktiv uns schloss sich den damals neugegründeten „Die Grünen“ an. Von 1980 bis 1984 leitete er das Wahlkreisbüro eines Landtagsabgeordneten, als einer der ersten grünen Abgeordneten zog er 1984 selbst in den Landtag. Zwei Jahre hielt er das Mandat; dann musste er "rotieren", was damals parteiintern vorgeschrieben war. Bei den Grünen blieb er trotzdem: als Parlamentarischer Berater im Landtag und als Wahlkampforganisator.


Ab 1989 gab es andere Herausforderungen. Bis 2005 war Andreas von Bernstorff Kampagnenleiter bei Greenpeace und damit an einer der Schaltstellen der Umweltschutzorganisation. Schwerpunkt seiner wirksamen und viel beachteten Kampagnen war der Themenbereich Giftmüll und Giftmüllexporte; ein weiteres Thema von ihm geleiteter, Kampagnen waren umweltspezifische Aspekte der Entwicklungspolitik. Er war antragsberechtigter Delegierter von Greenpeace beim Umweltprogramm der Vereinten Nationen.


In seinem 2012 im Carl-Auer Verlag erschienenen Standardwerk „Einführung in das Campaigning“ stellt der „Kampagnenpapst“ sein selbst erlerntes und erprobtes Handwerkszeug für eine effektive Kampagnengestaltung zur Verfügung. Besonders hervorzuheben sind die bebilderten Berichte zu exemplarischen Kampagnen, die er initiierte und die Geschichte schrieben.


Seit 2006 gibt von Bernstorff als freier Berater und Dozent für Campaigning und Strategische Kommunikation sein Wissen an junge Menschen weiter. Er hat auf Grundlage seiner Tätigkeit bei Greenpeace einen Referenzrahmen für strategische Kampagnenarbeit entwickelt, der stark an Grundlagen der Systemtheorie und an klassisch-chinesisches Strategiedenken anschließt. Damit ist er in unserem Verlagshaus natürlich gut aufgehoben, und so stehen ihm für seine stets frischen Ideen alle Türen bei uns offen. Gerade erschein sein jüngstes Werk: „Rechte Wörter – Von Abendland bis Zigeunerschnitzel“. Darin filtert er in Art eines Wörterbuches aktuelle Schlüsselworte der deutschen Rechten aus dem Strom der Medien und nimmt sie genau unter die Lupe: Was bedeuten sie, woher kommen sie, und wie wirken sie? Immer wieder werden dabei überraschende Zusammenhänge sichtbar, die manch harmlos wirkende Vokabel in neuem Licht erscheinen lassen. Kürzlich war er in der Sendung „Sozusagen“ des Bayerischen Rundfunks zu Gast und sprach dort über Geißler, Gauland, Broder, Merkel und dem Rechtsruck in der Alltagssprache. In seinem viel beachteten Blog Rechte Wörter im Carl-Auer Magazin führt Andreas von Bernstorff das Werk kontiunuierlich fort.


Wir gratulieren Andreas von Bernstorff von Herzen zum 75. Geburtstag und freuen uns sehr auf weitere gute Ideen für neue Buchprojekte!