Traumafolgestörungen werden viel zu selten erkannt
Traumatische Erlebnisse sind wesentlich häufiger die Ursache von psychischen Symptomen als bisher angenommen. Das berichtet die Zeitschrift „Trauma und Gewalt“ unter Berufung auf eine Studie der Theodor Fliedner Stiftung. Befragt wurden Patienten mit sehr unterschiedlichen Befunden, darunter Depressionen, Angst- oder Persönlichkeitsstörungen bis hin zu chronischen Schmerzen oder Asthma. Mehr als 90 Prozent der Befragten gaben an, in ihrer Biografie traumatische Erfahrungen gemacht zu haben. 

Dabei ließen sich fünf Hauptbereiche identifizieren: emotionale Vernachlässigung, emotionale Gewalt, körperliche Gewalt sowie sexuelle Belästigung und sexualisierte Gewalt.

Oft verursachen Traumata komplexe Folgestörungen“, die mit gängigen Diagnosemanualen gar nicht erfasst würden, sagt Dr. Claudia Gärtner, Leiterin der Abteilung Wissenschaft der Theodor Fliedner Stiftung. Diese Patienten blieben folglich diagnostisch namenlos und heimatlos“. Es sei problematisch, wenngleich vor dem Hintergrund der neuen Studie nur folgerichtig, dass deshalb in vielen Einrichtungen die Behandlung der aktuellen Symptome und nicht deren Ursache im Vordergrund stünde.
Leseprobe Alexander Korittko am Ende der Seite.

Carl-Auer-Literaturtipps:

Alexander Korittko: „Posttraumatische Belastungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen“
Yvonne Dolan: „Schritt für Schritt zur Freude zurück – Das Leben nach traumatischen Erfahrungen meistern“
Reinert Hanswille, Annette Kissenbeck: „Systemische Traumatherapie – Konzepte und Methoden für die Praxis“