Ökologische Zusammenarbeit

Bei diesem – mehr als Tipp gedachten – Artikel handelt es sich um meine Konklusion aus folgenden Arbeiten zur Frage, wie in Zeiten der Klimakatastrophe Zusammenarbeit auf allen Ebenen gestaltet sein muss, um langfristige Erfolge zu sichern:


 


Freiheitsethik: https://www.carl-auer.de/magazin/systemzeit/no-ethics-no-freedom
Individualität/Gemeinschaft: https://gitta-peyn.de/vom-ich-zum-wir-eine-perspektive-mit-drawbacks/
Komplexitätsmanagement: https://www.carl-auer.de/magazin/systemzeit/komplexitatsmanagement-modell-stufen-formen
Systemischer Konfliktbegriff: https://www.carl-auer.de/magazin/systemzeit/konflikte-wenn-systeme-sich-bilden
Information, Kommunikation, KonfliktFORMen: https://www.carl-auer.de/magazin/systemzeit/konfliktdynamiken-mit-selfis-untersuchen
Gefangenendilemma Spieletheorie: https://de.wikipedia.org/wiki/Gefangenendilemma
Nash-Gleichgewicht: kurzer Einblick bei Wikipedia reicht https://en.wikipedia.org/wiki/Nash_equilibrium
Evolution der Kooperation: https://www.amazon.com/Evolution-Cooperation-Revised-Robert-Axelrod/dp/0465005640
EdK für Einsteiger: https://en.wikipedia.org/wiki/The_Evolution_of_Cooperation


 


Der Mathematiker und Nobelpreisträger John Forbes Nash, der sicherlich vielen Lesern aus dem Film „A Beautiful Mind“ mit Russell Crowe bekannt sein dürfte, hat sich mit Game Theory befasst und mathematisch nach wirksamen Strategien für nicht-kooperative Systeme gesucht. Er ist dabei auf eine Formel gekommen, die sich am einfachsten so fassen lässt:


Ich tue das Beste, was ich kann, unter Berücksichtigung dessen, was du tust, und du tust das Beste, was du tun kannst unter Berücksichtigung dessen, was ich tue.


Das Gefangenendilemma, mit dem sich auch der Politwissenschaftler Robert Axelrod in seinem großartigen Werk „Die Evolution der Kooperation“ auseinander gesetzt hat, stellt uns vor die Frage, welche Kooperationsstrategien langfristig am besten funktionieren und wie wir mit uns und unseren Mitmenschen umgehen müssen, um individuelle und gemeinschaftliche Erfolge zu sichern.


Kassieren wir den schnellen Euro und riskieren allein in einem gnadenlosen Wettbewerbsmarkt dazustehen oder setzen wir auf gemeinsame Zukünfte, verzichten auf einige augenblickliche Vorteile, lassen uns nicht auf Kooperationsversuche mit Aussteigern ein und strengen uns insgesamt mehr an?


Vor dem Hintergrund der Klimakatasrophe wird die ökologische Frage zur ökonomischen, die nach Miteinander zur individuellen, die nach Ethik zur globalen und individuellen Zusammenarbeit ruft.


„No man is an Island“ lautet der Titel des berühmten Gedichts des englischen Poeten John Donne (16./17. Jhdt.), das wir uns nicht nehmen lassen sollten, noch einmal in seiner ursprünglichen Form zu genießen:


No man is an Iland, intire of itselfe; every man
is a peece of the Continent, a part of the main;
if a Clod bee washed away by the Sea, Europe
is the lesse as well as if a Promontorie were, as
well as if a Manor of thy friends or of thine
owne were; any mans death diminishes me,
because I am involved in Mankinde;
And therefore never send to know for whom
the bell tolls; It tolls for thee.

Meditation XVII
Devotions upon Emergent Occasions


So, wie starke Gesellschaften (im Sinne von langfristig überlebensfähig und damit langfristig kooperationsorientiert) von starken Individuen abhängen, steht und fällt langfristiger wirtschaftlicher Erfolg in allen Belangen mit der Fähigkeit aller Beteiligten, weder nur die eigenen, noch nur die anderen Bedürfnisse zu berücksichtigen und zu befriedigen.


Wer so auf Kooperation setzt, dass er/sie eigene Vorteile nicht mehr bedenken kann, wird unweigerlich Kooperationsaussteigern und Con-Artists zum Opfer fallen. Schlimmer noch lassen sich immer wieder Pseudokooperationen beobachten: Ausstiegsverhalten, die sich als Kooperation tarnen, die so tun, als gäbe es ein ernstzunehmendes Angebot, das aber nicht verbindlich gemeint ist und die nicht dazu bereit sind, die Fortführung der Kooperation zu sichern, indem individuelle Rechte geschützt werden. Ein anschauliches Beispiel dazu wäre die Fußballmannschaft, in der ich drei gute Stürmer habe und ein brauchbares Mittelfeld, während die Verteidiger nur so tun, als würden sie mitspielen, während sie gleichzeitig jeden Angreifer immer durchlaufen lassen.


Und wer so auf Ausstieg setzt, dass er/sie nur noch oder vor allem die eigenen Vorteile bedenkt, wird unweigerlich langfristig entweder an anderen Aussteigern scheitern, die in den Markt drängen oder an Kooperationskulturen, die sich hiervon distanzieren und die eigene Märkte aufmachen, um dort anders zu wirken.


Während auf der einen Seite freiheitlich-rechtsstaatliche Demokratien zeigen, dass ihr Interesse am Wohl des Einzelnen und von Minderheiten auch große ökonomische Vorteile mit sich bringt, hat sich wirtschaftlich eine ganz andere Mentalität durchgesetzt: Der neoliberale Kapitalismus frisst auf Grundlage nicht-systemischer, rückständiger Bildungs- und Konditionierungssysteme nicht nur unsere Lebensgrundlagen auf, er unterwandert, korrumpiert bis zerstört auch unsere politischen, gesellschaftlich-sozialen, medizinisch-fürsorglichen usw. Vorhaben, während gleichzeitig die großen Katastrophen immer näher rücken und uns die Zeit davon läuft.


Wir versuchen, mit einem Elefanten auf dem Rücken ein Wettrennen gegen die Zeit zu gewinnen und müssen erkennen: Wir sind dabei, auf globaler Ebene umfassend und nicht reparierbar zu verlieren.


Der Gründe gibt es natürlich viele, aber der schwerwiegendste ist, dass wir versäumt haben, unseren Wohlstand zukunftsfähig zu nutzen. Während unsere Verfassung klar eben jene Werte aufführt, die dazu führen können, eine Gesellschaft aufzubauen, die mutig und selbstbewusst ihre Konditionierungssysteme überprüft und systemisch korrigiert, um auch Bürger zu ermöglichen, die ihnen zu folgen fähig sind, lassen wir immer wieder Systeme ans Steuer, die gänzlich andere Ziele verfolgen und die dafür sorgen, dass der Einzelne schon aus Anpassungs-, aus scheinbaren Kooperationsgründen dazu gezwungen wird, an Unterdrückung und Mobbing auf eine Weise teilzunehmen, die in jeder Hinsicht dem widerspricht, was wir aus Spieletheorie und dem Nash'schen Gleichgewicht lernen können.


Um einer individuellen Freiheitsethik folgen zu können, die an sich selbst den Anspruch stellt, immer wieder zu überprüfen, ob das eigene Denken, Sprechen und Handeln nicht nur wahrhaftig ist, sondern ob es den Anderen in seine eigene Freiheit entlässt, damit sich jeder in voller Kreativität ins gesellschaftlich-schöpferische Miteinander einbringen kann, braucht es einen gewissen wirtschaftlichen und Erfahrungsuntergrund, bei dem der erste sichert, dass der zweite überhaupt geschaffen und reflektiert werden kann. Wir können kaum erwarten, dass es jemandem gelingt, sich konsequent einer Freiheitsethik zu unterstellen, welche die Bedürfnisse Anderer berücksichtigt und welche den/die Andere/n in der eigenen vollen Unzähmbarkeit will, wenn er/sie in Anpassungssystemen leben und arbeiten muss, die kein freies Denken erlauben und auf ein Bildungs- und Konditionierungssystem angewiesen ist, beziehungsweise ebenfalls hinein-angepasst wird, das freies Denken nicht zu fördern versteht.


Auf Deutsch: Wir bringen einfach nicht genug frei denken könnende Menschen hervor, und ohne eine hinreichende Zahl frei denken könnender Bürger helfen Erkenntnisse aus Spieletheorie, Konstruktivismus, Systemtheorie und Komplexitätsmanagement wenig, weil sie nicht gedacht werden können, da sie zu denken bedeutet zu riskieren, gesellschaftlich nicht mehr anschlussfähig zu sein und sogar seinen Job zu verlieren.


Da aber Gesellschaft und Organisation nicht nur auf Stabilität, sondern auch auf freie Schaffenskraft und Kreativität angewiesen sind, muss ihre oberste Sorge der wirtschaftlichen Unabhängigkeit des Individuums gelten, damit dieses Individuum in die geistige Unabhängigkeit entlassen werden kann, die ihm/ihr überhaupt erst erlaubt, die Gedanken zu denken, die er/sie sonst nicht denken dürfte, ohne auf Innovationsblockaden, Verlustaversionen und Konditionierungsdruck zu stoßen.


Insofern besteht eine der wichtigsten Aufgaben heutiger Gesellschaften darin, individuelle Emanzipationsfähigkeit zu sichern, um von der kreativen Schaffenskraft jedes Einzelnen langfristig profitieren zu können.


Auch in Angelegenheiten der (wirtschaftlichen) Zusammenarbeit, ist ein solches Interesse am Anderen relevant: Die besondere Stärke individueller Freiheitsethiken liegt in der Fähigkeit ihrer Vertreter, dem Anderen den Raum zu geben, den er/sie benötigt, um den vollen Beitrag zur Kooperation leisten zu können. Das ist in unseren heutigen Konditionierungssystemen alles andere als eine einfache Aufgabe, da damit nicht nur kurzfristige Verluste verbunden sind, sondern weil das kaum jemand kann.


Letzteres bedeutet, sich intensiv nach jenen umzusehen, die das vermögen, um zunächst genau die Art von Kooperationskultur aufzubauen, die dazu in der Lage ist, ernstzunehmend gefährlichen Ausbeuterorganisationen und -milieus die Art von Stirn zu bieten, die immer mehr Menschen anzieht, so dass der Ausstiegskultur nach und nach der Boden entzogen wird.


Wer hier glaubt, er/sie könne Individualität kaufen, hat bereits die eigene Individualität verkauft. Und wenn du dir erlaubst, deine Individualität zu verkaufen, hast du deine Individualität verloren und merkst es vielleicht nicht einmal mehr.


So offensichtlich das ist, so kompliziert, anstrengend, bis manchmal unmöglich ist die Sache mit den kurzfristigen Verlusten:


Der erste Impuls in neoliberal-kapitalistischen Raubtierkulturen und Arbeitszwangsmilieus ist der, sich ums Eigene zu kümmern – wohl wissend, dass es immer solche geben wird, die argwöhnisch das eigene wirtschaftliche und Machtverhalten beäugen, um davon zu profitieren, beziehungsweise sich nichts wegnehmen zu lassen. Dass derartiges Verhalten einerseits konditionierend wirkt und andererseits schwer anders möglich ist, solange der Staat seine Bürger nicht in unabhängigen Minimalwohlstand (bedingungsloses Grundeinkommen) entlässt, hilft zu begreifen, welchen Widerständen wir begegnen – und wie wir damit umgehen können.


Zu be-greifen, dass es sich um Konditionierungsrhythmisierungen handelt, ist der erste Schritt dahin Lösungen zu generieren, die systemisch funktionieren. Dazu gehört, die Komplexitätsmanagementfähigkeiten von Gesellschaft, Organisation und Individuum einschätzen zu können, um zu wissen, was wo gebraucht wird und was wie funktionieren kann, und zu wissen, wie Konfliktsysteme funktionieren und in welchen Kontexten wir welche Systeme benötigen, um zum jeweils besten Resultat zu kommen.


Einer der wichtigsten Schritte besteht darin, individuelle Freiheitsethik ernstzunehmen. Nur dann, wenn wir dem Anderen erlauben uns bis an unsere Grenzen zu irritieren, sind wir dazu in der Lage, Anderes überhaupt wahrzunehmen – bis dahin erleben wir nur uns selbst.


Der nächste Schritt besteht darin, dem Anderen Raum zu geben, seine Interessen zu formulieren, seine Bedürfnisse deutlich zu machen und zwar so viel Raum, dass der/die Andere auch dazu in der Lage ist, uns wiederum Raum zu geben, dasselbe zu tun. Dabei müssen natürlich klare Grenzen gezogen werden, um die Menschenrechte zu schützen und zu bewahren.


So zu denken, sprechen und zu handeln, verlangt Kraft, Durchsetzungsfähigkeit und Geduld, denn wir sind hier erstens immer wieder mit Menschen konfrontiert, die das einfach nicht können, sondern die konditionierungsbedingt nur den eigenen Vorteil spielen und die oft gar nicht wissen, wie Kooperation in der Welt „da draußen“ funktioniert, weil sie gefangen sind in inneren Welten und Dialogen – Resultate ihrer Konditionierungsvergangenheit in Kopplung mit unzulänglichen Symbolsätzen aufgrund unzulänglicher Bildungssysteme. Zweitens stoßen wir dabei unweigerlich an eigene Grenzen, denn die ständigen Abweisungen, Zurückweisungen und instinktiven Ausbeutungsversuche sind genauso anstrengend, wie anstrengend sein kann, Andere in ihrer ganzen Andersheit zu respektieren, weil dabei eigene Trigger angestoßen werden.


Es gilt, Gefühlskompetenz zu entwickeln, was nicht – wie so viele aus eher esoterischen Kreisen vermuten – bedeutet, schlussendlich kaum noch durch etwas aufgeregt werden zu können, sondern zu lernen, die eigenen Gefühlsregungen zu akzeptieren, aber auch für rationale Analyse beiseite schieben zu können: Es muss beides möglich werden, Gefühlsregungen zuzulassen, auch wenn sie unangenehm sind und gleichzeitig klar zu bleiben, der Freiheitsethik zu folgen und rationale Argumentation walten zu lassen. - Eine Kunst, die man nicht von heute auf morgen lernt, sondern die ein ganzes Leben lang verfolgt wird und die einen immer wieder bis an die Grenzen der eigenen Belastbarkeit herausfordert, um über sie hinaus zu gelangen.


Es gilt zu erkennen, dass rationale und systemische Analysefähigkeit als Voraussetzung für sozial nachhaltig wirksame individuelle Freiheitsethiken notwendig sind: Wer nicht weiß, woran er oder sie erkennen kann, ob das Argument folgerichtig ist, ob die Komplexitätsmanagementfähigkeiten des Systems die Lösung überhaupt zulassen, wie Konfliktsysteme funktionieren und dass und wie der schnelle Erfolg oft langfristigen Untergang bedeutet, wird an Aussteigergesellschaften und -umfeldern scheitern. Wer ebenfalls nicht weiß, wie er/sie eigene Komplexitätsmanagementfähigkeiten einschätzen und steigern kann, wird unweigerlich Schwierigkeiten damit bekommen, was individuelle Freiheitsethiken fordern.


Demokratien, wie wir sie haben, also freiheitliche Demokratien, können nur durch eine Kooperation von Individuen gestützt werden. Die Demokratie steht immer unter dem Risiko von Totalitarismus oder von Autokratie, von diktatorischen Kontrollbestrebungen oder Massendruck und Massengleichschaltung zerstört zu werden. Und Demokratien haben die Tendenz dazu, diesen destruktiven Bestrebungen den Freiraum zu geben, so dass sie zerstörerisch wirken können. Das heißt, dass jeder, der auch morgen noch in einer freiheitlichen Demokratie leben will, wie wir sie heutzutage geschaffen haben, aufstehen und bereit dazu sein muss, diese Demokratie durch seine individuelle Kooperation mit anderen Demokraten zu verteidigen.


Für ökologische Zusammenarbeit, also die Form von Zusammenarbeit, die Erkenntnisse aus Spieletheorie, Systemtheorie, Konstruktivismus, KonfliktFORMenanalyse und Komplexitätsmanagement berücksichtigt, ist wichtig, gleich zu Anfang zu klären, wer was braucht und gut abschätzen zu können, ob der/die Partner überhaupt dazu in der Lage sind, so zu denken. Wenn das mit „Nein!“ beantwortet werden muss, darf gleich davon ausgegangen werden, dass Vertrag und Vertrauen absichtlich gebrochen werden, wo das möglich ist, oder Vertragsbruch und Vertrauensbruch aufgrund mangelnder Komplexitätsmanagementfähigkeit einfach so ganz beiläufig passieren.


Sind die Partner dazu in der Lage, werden sie sofort auf die höchst mögliche Summe, den höchst möglichen Einzelerfolg verzichten, sondern sich auf langfristige Zusammenarbeit einstellen, die nur so möglich wird, dass die oben genannten Erkenntnisse berücksichtigt werden. Hier gelten dieselben Regeln wie im Kontext von KonfliktFORMenanalyse: So etwas wie das funktionierende Konzept für alle Situationen gibt es nicht, da die Beteiligten mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Bedürfnissen kommen, die berücksichtigt werden müssen, um gemeinschaftliche langfristige Erfolge zu sichern.


Treffen beispielsweise zwei Partner aufeinander, von denen der eine wirtschaftlich stark ist, der andere nicht, bringt dafür aber ein starkes Produkt in die Verhandlung, werden neoliberal-kapitalistisch orientierte Organisationen, Gesellschaften und Menschen versuchen, den größt möglichen eigenen Vorteil zu ergattern und sogar, wo machbar, den wirtschaftlich Schwächeren berauben.


Kooperationsstarke Partner, die darum wissen, wie wichtig nachhaltige Zusammenarbeit für das ökologische und soziale Klima sind (die beide nicht voneinander getrennt werden können, wie eben auch individuelle Stärke wie oben beschrieben relevant ist), werden hier im Gegenteil zuerst den wirtschaftlichen Vorteil des wirtschaftlich schwächeren Partners auszugleichen versuchen, während dieser darum bemüht sein wird, mit seinem Produkt die wirtschaftliche Stärke seiner/ihrer Partner weiter zu stabilisieren.


Obwohl dieses Denken auf der Hand liegt, ist es alles andere als normal, was sich unter anderem darin zeigt, dass viele Berater auf Qualität zugunsten größerer Kundschaft verzichten, weil sie daran gewöhnt sind, dass „die Mark den Markt macht“ und nicht die Qualität. Doch die Klimakrise führt uns vor Augen, wie lebensgefährlich für Alle derartiges Denken ist, und es wird an der Zeit, es anders zu machen.


Hier stoßen wir dann auf ein weiteres, typisches Problem unserer Ausbeutungs- und Unterdrückungsgesellschaft, dass sie schon in Kindern angeborene Neugier und Lernmotivation und Kreativität zerstört und so schließlich Erwachsene hervorbringt, deren Angst dumm und isoliert dazustehen so tief greift, dass sie schon als unmögliche Herausforderung fassen, einem Satz zu folgen, in dem zwei Fremdwörter auftauchen – ein Phänomen, das umso mehr erstaunen könnte, als dass es schließlich heute Suchmaschinen gibt, um die Frage zu beantworten. Doch, dabei handelt es sich um systemische Probleme, die woanders beleuchtet werden sollten. Was wir hier mit bedenken sollten, ist dass Erwachsene, deren Lernmotivation und Kreativität schon in ihrer Kindheit zerstört wurde, umso bereiter dazu sind, Lernmotivation und Kreativität ihrer Kinder, ihrer Freunde und ihrer Kollegen zu zerstören.


Was für ökologische Zusammenarbeit wichtig wird zu begreifen:


Menschen, die nicht mehr wissen, wie sie ihre Denkblockaden im Angesicht kognitiver oder sozialer Schwierigkeiten abbauen können und die sich noch leisten zu können glauben, herausfordernde Konzepte von sich zu weisen, sind erst einmal nicht auf Augenhöhe zu dieser Art von Zusammenarbeit fähig, weil sie Formen von Augenhöhe zu fordern gewohnt sind, die ihre emotionalen Idiosynkrasien berücksichtigen – etwas, das wir nicht tun können, wenn wir individuellen Freiheitsethiken folgen wollen.


Und damit stecken wir in einem Dilemma, denn wir müssten, um mit Menschen, die das nicht können, zusammenzuarbeiten, unsere Freiheitsethik verraten.


Gottseidank steht es dann aber doch nicht so schlimm, denn es gibt genügend Menschen, die grundsätzlich über die Fähigkeit verfügen individueller Freiheitsethik auch unter anstrengenderen Bedingungen zu folgen, weshalb gerade durch die mit Wirklichkeitsemulation kommenden Technologien möglich wird, Kooperationsinseln zu bauen, die kluge und nachhaltige Produkte und Dienstleistungen anbieten und die schlussendlich auch politisch wirksam werden können.


Zur Frage, wie damit umgegangen werden kann, dass so Viele Komplexität fast nur noch auf Stufe 1 und 0 managen können:


Da hilft Individualität als evolutionäre Errungenschaft zu be-greifen. Gesellschaften und Organisatíonen, die mehr und mehr darauf achten, wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Erfordernissen freiheitlich-rechtsstaatlicher Demokratien zu folgen, werden entsprechend mehr und mehr daran arbeiten, ihre Bürger und Mitarbeiter im Kontext ihrer Möglichkeiten in ihre kreative Kraft und Freiheit zu entlassen, ohne dabei im postmodernen Treibsand relativistischer und weicher Werte zu ertrinken, die sowieso nur vorhaben, ihren Beobachtern Sand in die Augen zu streuen, um mit Gehabten weiterzumachen.


Ökologische Zusammenarbeit funktioniert nur langfristig konzeptualisiert, fließend gedacht, sich immer wieder den neuen Bedingungen anpassend und grundsätzlich alle Bedürfnisse und ihre Einbettungen in ihre Ökologien berücksichtigend.


Gesamtgesellschaftlich setzt sie auf Emanzipation und zwar:


- Individuelle Emanzipation als Emanzipation in der eigenen Semiosphäre, wie das mit Formwelt möglich ist,


- energetische Emanzipation als Emanzipation aller Haushalte und Verbraucher von staatlichen und corporate Energieversorgern über eigene Versorgung mit erneuerbarer Energie, die bei Überschüssen in Gemeinschaftsnetze gespeist werden kann und so auch vergütet wird,


- wirtschaftliche Emanzipation als Emanzipation aller Weltbürger von der Notwendigkeit zu arbeiten über bedingungslose Grundeinkommen oder vergleichbare Modelle.


Ökologische Zusammenarbeit ist auf Individuen angewiesen, die über den Mut verfügen sich selbst zu kritisieren (größere Freiheit gibt es nicht) und die lernen, ihre kreative Kraft nicht nur für eigene, sondern auch für soziale Zwecke einzusetzen - die also fähig sind, auf eine Weise zu lieben, die nur geht, wenn das Individuum frei ist: frei im Denken, frei im Entscheiden und frei von energetischer Abhängigkeit.


In ökologischer Zusammenarbeit bringen wir die wichtigsten Erkenntnisse der Menschheit über langfristig funktionierende Kooperationssysteme auf eine Weise zusammen, die Individuum, Organisation und Gesellschaft gleichzeitig unterstützen, und sie setzt auch auf alle drei: das Individuum, das sich selbst in die Freiheit entlässt, die Organisation, die sich als Bildungsorganisation begreift, um stets dazuzulernen und Mitarbeiterschaften zu fördern, die solche Kultur stützen können und Gesellschaft, die ihre freiheitlich-rechtsstaatlich-demokratischen Werte fundamental und systemisch ernst nimmt und darüber an sich selbst den systemischen Bildungsauftrag erteilt.