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Die chinesische Familie hat sich seit der staatlichen Verordnung der Ein-Kind-Politik verändert. Sie wird in ihrer Struktur jetzt gern mit einer auf dem Kopf stehenden Pyramide verglichen. Ein Enkelkind muss nicht nur die Fürsorge/Kontrolle zweier Elternteile ertragen, sondern auch noch die von vier Großeltern.


Diese Pyramidenartigkeit des Beziehungsnetzes kennt ja auch im Westen jeder, der schon mal Enkel war und dessen Großeltern noch lebten. Was sich in China geändert hat und den Sonderfall ganzer Generationen eines Gesellschaftssystems betrifft, ist das geschwisterlose Aufwachsen. "Kleine Kaiser" werden sie genannt, die neuen Bewohner des größten kommunistischen Landes. Solidarität und/oder Rivalität auf der Ebene von Personen des gleichen Status haben sie in ihrer Familie nicht erfahren und gelernt. Stattdessen haben sie innerfamiliär an Macht gewonnen (= Einzigartigkeit, Nicht-Austauschbarkeit) bzw. an Unfreiheit, da nunmehr der erwartungsvolle Blick von Eltern und Großeltern auf sie gerichtet ist.


Interessant zu sehen, welche Auswirkungen diese nahezu vollkommen geschwisterlose familiäre Sozialisation in diesem Land hat, das seine Tradition zu einem guten Teil auf die Funktionsfähigkeit großer Familien gegründet hat und deren offizielle Ideologie auf Gleichheit setzt.