"Der Minister" - eine politische Blaupause

Vergangenen Montag hatte ich in Berlin die Gelegenheit, die Premiere der TV-Satire "Der Minister" zu genießen. Ähnlichkeiten mit noch lebenden Personen sollten nicht nur nicht vermieden werden, sondern sind explizit beabsichtigt. Kennt man sie doch alle aus dem Berliner Politikzirkus: Herrn von Donnersberg, Frau Murkel, Herrn Meierstein, Herrn Wellewester oder den "Horst" aus Bayern.


(Sat1 bringt "Der Minister" am Dienstag 12.3.2013 um 20.15 Uhr)


Albern und dennoch im Detail einfach treffend, plakativ sowie schrill ausstaffiert, bedienen sie jedwedes Stereotyp von „Ach so, denn kenn ich doch“, „oh Schreck, kaum zu glauben“, bis hin zu „Nein, deeeer schon wieder“.


Nicht nur das. Die, wie ich finde, wirklich hervorragend gelungene TV-Satire, erfüllt einen, man könnte fast sagen, (Nach-) Bildungsanspruch. Einerseits setzt es ständig Hiebe oder Tritte gegen das Schienbein des sich in sich selbst (ver-) sonnenen Politikbetriebs. Andererseits könnte die Satire als unaufdringliche, vielleicht ja auch unverzichtbare, Lehrstunde verstanden werden. Als Lehrstunde: wie nämlich Populismus im Politikbetrieb und aus demselben geboren wird und sich dort entwickelt. Entwickelt wird. Aus dem Nichts. Einfach so. Ganz unspektakulär.


So scheint es.


Während es anfangs wie ein (Kinder-)Spiel anmutet, das später wie „jetzt gehen wir mal Pferde stehlen“ die Unbeschwertheit des Glücks gemeinsam erlebter Kindheit erinnern helfen soll, paaren sich später die anfangs noch schlichte Selbstliebe des zukünftigen „Ministers“ mit der anfangs noch eher schlitzohrigen Verschlagenheit des Alter Ego, namens Max, zu einer gerissenen Liaison, die dann den herkömmlichen Politikbetrieb völlig durcheinanderwirbelt.


Zu Guttenberg hatte natürlich kein lebendiges Alter Ego. Er hat sich selbst entschieden, diesen Weg, wie er es getan hat, zu gehen. Er hat dabei die Unerfahrenheit des politischen Milieus genutzt und jede Gelegenheit am Schopf ergriffen. Und vom verinnerlichten eigenen Alter Ego profitiert.


Er ist die geeignete Figur zum ungeeigneten Zeitpunkt gewesen.


Da er aber auch für andere Populisten steht, wird er zur politischen Blaupause.


Als narzisstische Figur verkörpert er schon eine gewisse Tragik. Ist er doch auch seine eigene Geburt. Er kann nicht von sich selbst lassen. Von diesen vielfältigen (Selbst-)Verführungen, die ihm das Lied der versüßten Allmacht einsuggerieren wollen.


Das scheint aber gerade auch das zu sein, das die unzähligen gesellschaftlichen Projektionen, die er in sich vereint, zu suchen scheinen.


Im Bundestag hat zu Guttenberg schließlich wie ein Rattenfänger, der auf Menschenfang ist, gewirkt. Viele Politiker suchten, daran zu partizipieren. Und die Menschen erlagen ihrer Erlöser-Sehnsucht.

Ohne es zu merken.