autobahnuniversität / Vladimir Gheorghiu - Die adaptive Funktion suggestiver Phänomene

In diesem Vortrag des großen Nestors moderner Suggestionsforschung, den die Autobahnuniversität in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts aufgezeichnet hat, folgt Prof. Dr. Vladimir Gheorghiu allgemeinen teils überraschenden Feststellungen zur Ubiquität von Einflussnahmen suggestiven Typs und legt ihre weitreichenden Folgen dar:


1. Alle psychischen und psychophysiologischen Prozesse erweisen sich als durch Suggestionsabläufe beeinflussbar
2. Jeder Mensch beeinflusst sich selbst und seine Mitmenschen durch explizite und implizite suggestive Richtungszuweisungen.
3. In jedem Lebens- und Tätigkeitsbereich, der auf zwischenmenschlichen Beziehungen beruht, kommt eine Vielfalt verbaler und nonverbaler Ausdrucksformen direkter und indirekter Suggestionen zum Ausdruck.


Die Beteiligung suggestionaler Geschehnisse an Adaptionsabläufen zu Stabilisierungstendenzen des Individuums sind empirisch gut erkannt und verhelfen dazu in Form von:



a) Stabilisierung durch Auflösung von Ambiguität und Ungewissheit
b) Stabilisierung durch Erhaltung von Ungewissheit! (Ambiguitätstoleranz)
c) Stabilisierung durch Labilisierung
d) Stabilisierung durch Aktivierung latenter Verfügbarkeit bzw. Ressourcen.


Der disadaptive Aspekt von Suggestion wird von Gheorghiu nicht geleugnet. Ihr Stellenwert für adaptive Prozesse werde allerdings zu häufig unterschätzt. Wichtig sei, allem Erforschten in diesem Bereich die je individuelle Kontextualität der Phänomene nicht abzusprechen.


Vladimir Aristos Gheorghiu wurde 1926 in Berlin als Sohn einer deutschen Mutter und eines rumänischen Vaters geboren. Die Familie siedelte 1936 aufgrund der Umstände im nationalsozialistischen Deutschland nach Rumänien über. Durch die politischen Entwicklungen in Rumänien nach dem 2. Weltkrieg bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein geriet Gheorghiu wieder unter Druck. Das psychologische Institut in Bukarest wurde 1982 geschlossen, es erging Berufs- und Publikationsverbot. 1983, nach langen Querelen, erhält er mit Unterstützung von amerikanischen und schwedischen Kollegen die Ausreiseerlaubnis und kommt als Staatenloser nach Deutschland. Er beginnt von dort aus, die Suggestionsforschung von neuem aufzubauen und mit Hypnoseforschung wieder zu kombinieren. Bereits 1973 war Vladimir Gheorghiu in Uppsala Mitbegründer der International Society of Hypnosis (ISH) und 1978 der European Society of Hypnosis (ESH) gewesen. 1998 verlieh ihm die Milton-Erickson-Gesellschaft für Klinische Hypnose den Milton-Erickson-Preis. 2010 verstarb Vladimir Gheorghiu in Gießen, wo er als Gastprofessor für Psychologie gewirkt hatte.



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