Die Haftung der Berater

In den USA sind während der sogenannten Opioid-Krise mehr als 450.000 Menschen gestorben. Hintergrund war eine - ziemlich schamlose - Marketing-Strategie der Pharma-Firma Purdue, ein Unternehmen im Eigentum der Familie Sackler (als jemand, der immer wieder Familienunternehmen gepriesen hat, treibt es mir die [nicht nur Fremd-]Schamröte ins Gesicht).


Die Marketing-Strategie wurde von McKinsey entwickelt. Sie bestand darin, den Gebrauch von Opioiden zu verniedlichen und seine Gefahren schlicht zu leugnen, obwohl eigentlich ja jedes Schulkind weiss: "Das böse, böse Morphium, das brachte unsern Opi um" (Insterburg & Co.). Die Purdue-Medikamente wurden damit beworben, dass sie "Stress reduzieren", die Patienten "optimistischer" und "weniger isoliert" machen. McKinsey arbeitete mit der Firma u.a. daran, den "emotionalen Botschaften von Müttern, die ihre Kinder durch Überdosen" verloren haben, entgegen zu wirken ... Alles, ehrlich gesagt, ziemlich unappetitliches Zeug.


Bislang wurden Berater nicht haftbar dafür gemacht, was sie ihren Klienten geraten haben. Das scheint mir eigentlich auch angemessen, da letztlich die Entscheidungen immer noch von den Verantwortlichen der Unternehmen getroffen werden. Da die sich allerdings nur zu gern hinter dem Rat von Beratern wie McKinsey verstecken und dies den beteiligten Beratern auch bewußt sein dürfte, kann die Angelegenheit auch anders beurteilt werden. Im vorliegenden Fall kommt noch hinzu, dass nicht nur beraten wurde, sondern auch noch die Implementierung bzw. Umsetzung der Strategien von der Beratungsfirma betreut wurde.


Auf jeden Fall ist nun, nachdem das Unternehmen schon zu hohen Strafen verurteilt worden war, auch die Beratungsfirma vor Gericht geschleppt worden. Es kam zu einer außergerichtlichen Einigung. McKinsey verpflichtet sich - ohne Anerkennung einer Schuld - 573 Millionen Dollar zu zahlen.


Näheres im verlinkten Artikel der New York Times:


McKinsey Settles for $573 Million Over Role in Opioid Crisis