Per aspera ad Astra

Zunächst hat man ja den Eindruck, dass der Impfnotstand bundeseinheitlich und damit „gerecht“ verteilt ist. Aber, wenn man genauer hinschaut, so wird deutlich, dass es große Unterschiede zwischen den Bundesländern gibt, die wahrscheinlich aus kulturellen Unterschieden, ja, aus einem unterschiedlichen Menschenbild resultieren.


Ich habe zwar keine Informationen über alle Bundesländer, aber Berlin und Baden-Württemberg (Heidelberg) kann ich vergleichen. So sind etliche Bekannte von mir, die derselben Altersgruppe wie ich angehören und auch nicht mehr Risikofaktoren auf der Guthabenseite haben, schon geimpft, weil/wenn sie in Heidelberg wohnen. Von der gleichen Selektion von Personen in Berlin ist keiner geimpft.


Wie ist das zu erklären?


Antwort: In Berlin wird man vom Senat zur Impfung eingeladen (wahrscheinlich, aber sicher ist sich da keiner), während man sich in Heidelberg, sobald die eigene Prioritätengruppe an der Reihe ist, selbst um einen Termin kümmern muss. In Berlin muss man also erst mal auf das Tätigwerden einer höheren Macht warten, um sich dann immer noch um einen Termin sorgen zu müssen, während man das in Baden-Württemberg gleich machen muss. Offenbar denkt man dort, dass die Menschen genügend Eigeninitiative aufbringen, um sich einen Termin zu besorgen, in Berlin hingegen setzt man darauf, dass die Leute das Vertrauen besitzen, dass der Staat sich kümmert...


Meine These ist, dass in Berlin – beim Senat – noch/oder auch wieder Leute in der Verantwortung stehen, die einfach und schlicht das DDR-Schlangestehen vermissen oder zumindest damit rechnen, dass es vermisst wird. Auf jeden Fall wird das solidarisierende Gefühl vermittelt, dass der Staat versagt und man selbst sowieso nichts tun kann... („Wir sind das Impfvolk!“)


Allerdings hat der süddeutsche Impfdarwinismus eine Kehrseite. Wie auf Zeit-online zu lesen war, sind bis Ende der vorigen Woche in Berlin (als einzigem Bundesland) 100% der über 80-Jährigen geimpft worden, während es in Baden-Württemberg nur 53% waren.


Wie das alles zu bewerten ist? Muss jeder selbst entscheiden...


Ich könnte mir aber vorstellen, dass dieses Scheitern der BRD-Politik nicht nur die Wählerstimmen für die CDU in den Keller treibt (da trifft sie dann die SPD, die es sich dort ja schon gemütlich gemacht hat), sondern der Ruf nach Strukturreformen (z.B. was die Zuständigkeiten der Bundesländer betrifft) so laut wird, dass er nicht mehr zu überhören ist – und vielleicht sogar (wenn auch wahrscheinlich nur zarte) Folgen hat.