„Wir sind realistisch aber (doch) nicht naiv----" betont Baerbock mit einem souverän wirkenden Lächeln

Annalena Baerbock stellte heute bei MERICS die, wie sie immer wieder betonte, neue China-Strategie der Bundesregierung vor. Hier mein erster Eindruck. Ganz im Sinn des ersten Eindrucks möchte ich es heute bei einer stichwortartigen Kommentierung belassen. Diese beziehen sich einerseits auf vieles, was Baerbock nicht gesagt hat und andererseits auf das (nonverbale, ausdrucksstarke) „Wie“ des Gesagten. Lebt doch bekanntlich der Erste Eindruck von solchen Aspekten. Er mobilisiert die emotionale Chemie der handelnden Personen. Diese wiederum ist für längere Zeit „mächtiger“ als rationale Aspekte.


Ein Resumee vorweg:


• Ich habe nach dem gesucht, was denn so neu sein soll.


• Es ging beinah Mantraartig um De-Resking, Wirtschaft und die Beziehung zu Europa.


• Bedeutung des Investments in globale Partnerschaften


Hier etwas zu den Auslassungen, zu dem was nicht gesagt oder getan wurde. Ich erlaube mir, dies, der Aktualität geschuldet, stichwortartig zu beschreiben:


• Die gemeinschaftlich entwickelte Chinastrategie der Bundesregierung wird nicht, wie sonst üblich, gemeinsam der Öffentlichkeit vorgestellt. Noch tut man dies qua offizieller Pressekonferenz in den relevanten Räumen des Bundestags.


• Die Chinastrategie meint den Dreiklang (Wettbewerber, Systemischer Rivale und Partner). Sie soll sich offensichtlich auf die grundsätzliche Neuorientierung der Politik beziehen. Was heißt dies aber für Bereiche wie Kultur, Wissenschaft, interkultureller Austausch usw? Hierzu kein Wort.


• Es wird über „Kultur“ bzw die kulturellen Unterschiede gesprochen, ohne aber die unbedingt erforderliche Unterscheidung zwischen inter-, multi- und transkulturell zu benennen, geschweige denn sich hierauf strategisch und spezifisch zu beziehen. Diesbezügliche Unterscheidungen haben einen wesentlichen Einfluss auf eine Chinastrategie sowie andere außenpolitische Strategien.


• Hätte Baerbock sich auf solche Differenzierungen bezogen, hätte sie nicht nur die Chinastrategie vorgestellt, sondern sich auch um die Kultursensible Kommunikation der Strategie gekümmert. Eine solche ist aber gerade in Bezug auf China unbedingt vonnöten. Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur wissen hiervon ein Lied zu singen. Haben sie doch gemerkt, dass man anderenfalls in China nur vor verschlossenen Türen steht. Soll aber eine Chinastrategie die Türen verschließen?


•Zahlreiche (gravierende) Unterschiede werden betont, gleichzeitig herrscht Schweigen über das, was (möglicherweise) eine Ressource für einen gemeinsamen Schritt sein könnte. Nur Problemfixiert zu denken und zu planen könnte (möglicherweise) als eine eher Kulturpessimistische (deutsche) Haltung im Ausland missverstanden werden.


Strategie, Kommunikation der Strategie und persönliche Performance geben sich in einer solchen Situation unweigerlich die Hand. Erinnere ich mich an Baerbocks diesbezügliche nonverbale Wirkung fällt mir ihr fast durchgängig auftauchendes Lächeln auf, nämlich an Stellen, die eine deutliche Diskrepanz zwischen verbalem Inhalt und persönlichem Lächeln aufzeigen. Wie wird die Wirkung auf ein deutsches Gegenüber sein? Und vor allem wie wird China dies wahrnehmen oder gar kommentieren? Chinesen können so etwas sehr sensibel wahrnehmen und darauf entsprechend reagieren. Ich erinnere mich dabei an Baerbocks Besuch in Peking und den Moment, als ihr auf offener Weltbühne belehrendes Verhalten vorgehalten worden ist. Es geht in solchen Situationen nicht um eine, man könnte sagen, „Wahrheitsprüfung“ sondern um die Beachtung der Wirkung.


Hätte fast vergessen, mich auch an die zugeschriebene Rolle einer Außenministerin zu erinnern und den grundsätzlichen Auftrag des Außenamts. Soll doch bei aller (möglicher) Differenz stets ein Weg gesucht / gegangen werden, der da heißt „Vertrauen schaffen“ . Vertrauen entsteht nicht durch Strategie, sondern (auch) durch Kultursensible „people-to-people-diplomacy“.


#Chinastratetegie #Baerbock #transkulturelleKommunikation


(Weitere Ausführungen folgen in den nächsten Tagen)