Putin = Stalin, Biden = Roosevelt (?)

Ja, ja, das Gleichheitszeichen ist falsch oder zumindest fragwürdig. Aber, wenn man es wie G. Spencer-Brown mit der Bedeutung „kann verwechselt werden“ verwendet, dann sieht es schon etwas anders aus. Obwohl ja rein äußerlich weder Putin mit Stalin noch Biden mit Roosevelt verwechselt werden kann (auch wenn sowohl Stalin als auch Putin nicht durch besondere Körpergröße imponieren - Stalin 1,68 cm, Putin nicht viel größer). Die Ähnlichkeit bezieht sich auf das Verhalten ihren Kontrahenten gegenüber…


Wer sich eingehender mit der Geschichte Stalins und seiner Entwicklung beschäftigt, dürfte durch das Verhalten des amerikanischen Präsidenten Roosevelt in den Konferenzen von Teheran und Jalta bzw. das Interaktionsmuster zwischen Stalin und Roosevelt am meisten überrascht sein. Denn der amerikanische Präsident hat (aus welchen Gründen auch immer) Stalin fast alles gegeben, was der sich für die europäische Nachkriegsordnung wünschte (mit Ausnahme der Teilung Frankreichs). Churchill konnte nur mehr oder weniger hilflos zuschauen und gelegentlich seinen Widerstand artikulieren. Diese Liebedienerei, um es milde zu formulieren, des amerikanischen Präsidenten gegenüber dem russischen Diktator ist aus heutiger Sicht vollkommen unverständlich.


Ganz analog erscheint das Verhalten des aktuellen US-Präsidenten Biden wie auch des deutschen Kanzlers, durch das der Ukraine-NATO-Beitritt auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben wird, eine vorauseilende Beschwichtigung Putins. Sie ist nicht nötig bzw. schwer zu verstehen , falls man nicht - wie bei Roosevelt - wilde Theorien über die psychische Verfassung der beiden anstellen will. Dass es nicht die Stäbe sind/waren, die zu solch einem Verhalten raten/rieten, ist zumindest im Fall Roosevelts belegt. Die hatten ihn nämlich davor gewarnt, Stalin nachzugeben. Europa hätte nach dem Krieg eine andere politische Struktur erhalten, wenn er sich hätte raten lassen.


Was die Ukraine betrifft, stellt sich die Frage, welches Risiko darin bestehen würde, einen konkreten Fahrplan für die Mitgliedschaft in der NATO festzulegen. Dass es keine Option ist, die Ukraine während des Krieges in die NATO aufzunehmen, ist ja eh allen klar.


Siehe: „Stalin und der Apparat. Die Organisation der Diktatur und die Psyche des Diktators“, S. 216ff.