autobahnuniversität / Arnold Retzer - Liebe ist kein Gefühl

Arnold Retzer zeigt in diesem Workshopvortrag, den er bei einem der großen Heidelberger systemischen Kongresse in den 1990er Jahren hielt, im Anschluss an Ludwig Wittgensteins Sprachspiel-Methode die Fallen eines Verständnisses von Liebe auf, das seiner sprachlichen Form als Nomen folgt und Erwartungen und Erwartungserwartungen strukturiert, nicht zuletzt Strukturen von Optimierung, Reinheit des Gefühls und von Berechenbarkeit. Dem setzt er eine Lebens- und Liebespraxis gegenüber, die eher vom Rechnen mit der Undurchschaubarkeit anderer Menschen, also auch der oder des Geliebten, geleitet ist, und, noch wichtiger, mit der Undurchschaubarkeit von sich selbst, und das sogar hinsichtlich eigener Anstrengungen, sich selbst zu durchschauen. Retzers große Sensibilität für feine begriffliche Nuancen und sein tiefsinniger Humor führen ihn zu teils provozierend erscheinenden Einsichten, die aber stets vom Interesse getragen sind, selbstgebastelten Täuschungen nicht so leicht auf den Leim zu gehen und Komplexität versteh- und behandelbar zu halten.


Arnold Retzer ist Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und leitete das von ihm gegründete Systemische Institut Heidelberg (SIH) 16 Jahre bis zum Jahr 2020. Zuvor war er nach dem Studium der Medizin, Psychologie und Soziologie und Promotion leitender Oberarzt in der Abteilung für psychoanalytische Grundlagenforschung und Familientherapie der Universität Heidelberg bei Helm Stierlin, die Habilitation erfolgte 1994. 1996 bis 2005 Mitherausgeber der Zeitschrift Familiendynamik. Gastprofessuren führten ihn als akademischer Lehrer nach Argentinien, China, Griechenland, Italien, Österreich, Polen und in die Schweiz. Neben vielem anderen galt sein forschendes, publizistisches und praktisches Interesse dem Phänomen Psychosen, der Arbeit mit Paaren und gesellschaftlichen Strömungen wie Selbstoptimierung. Dazu hat er auch über Fachkreise hinaus vielgelesene Bücher veröffentlicht.



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