autobahnuniversität / Olaf Breidbach - Der Innenraum des Schädels und der Außenraum der Welt
Olaf Breidbach erläutert in diesem von der Autobahnuniversität dokumentierten Vortrag bei einem der Heidelberger Konstruktivismus-Kongresse der 1990er Jahre den Ansatz seiner Methodologie der Untersuchung des Nervensystems, das sich auf die Beforschung von Lebewesen mit scheinbar geringerer Komplexität einlässt, nämlich Insekten, um dennoch etwas zu lernen über Struktureigenarten auch des menschlichen Gehirns.
Die einfachen Systemeinheiten von Insekten-Zellen generieren und organisieren Zell- und Zellgruppen-Geschichten, bei denen gut zu beobachten ist, welche komplexen Netzwerke und Texturen sich aus solchermaßen angesetzten Grundstrukturen ausbilden – und das gegebenenfalls völlig unabhängig von einer unterstellten Funktionalität eines solchen Systems. Die zuerst wie normiert erscheinende Phänomenologie, die scheinbar für eine ganz bestimmte Funktionalität des untersuchten Systems stehe und oft für dazu vorgesehen gehalten werde, zeige sich bei genauerem Hinsehen als sehr eigen-artig und strukturgeschichtsdeterminiert. Die Annahme, dass sehr ähnlich Strukturen auch ähnliche oder gleiche Funktionalitäten ansteuern, lässt sich nicht halten. Es ist, so Breidbach, sinnvoll, sich innere Strukturen solcher Systeme genauer anzuschauen, um mehr zu lernen über die Besonderheit der Einbettung gleicher fester Strukturen in unterschiedliche Funktionskontexte.
Für konstruktivistische Konzeptbildungen sich selbst organisierender lebender Systeme bietet der Vortrag spannende Impulse, genauso wie für die Warnung vor vorschnellen Rückschlüssen, die aus Kontexte ignorierenden Beobachtungen falsche Generalisierungen und Wirkhypothesen ziehen.
Olaf Breidbach (1957 - 2014) bekleidete seit 1995 den Lehrstuhl für Geschichte der Naturwissenschaften an der Universität Jena. Zusätzlich leitete den Bereich Theoretische Biologie an der Biologisch-Pharmazeutischen Fakultät der Universität Jena und war Direktor des Museum Ernst-Haeckel-Haus in Jena sowie ebenda des Instituts für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik. Darüber hinaus war er aktives Mitglied in vielen Foschungsstellen und Sonderforschungsbereichen, u. a. für Strukturdynamik und Strukturevolution, 10 Jahre Vertrauensdozent der Studienstiftung des Deutschen Volkes, u. v. a. m.
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